Slowenien hat mit dem gestrigen Tag die Corona-Epidemie für beendet erklärt. Außerdem wurden Einreisebeschränkungen für EU-Bürger aufgehoben. Die Regierung begründete beide Maßnahmen damit, dass die epidemiologischeLage in Slowenien viel besser sei als in den meisten Ländern der EU. So sei die Zahl der Neuinfektionen erheblich gesunken, eine Bewertung, die auch die slowenischen Experten teilen.
Slowenien ist das erste Land in der EU, das die Corona-Epidemie für beendet erklärt. Der Lockdown wurde am 12. März erklärt, der erste Corona-Fall am 4. März registriert. Der Beschluss der Regierung dürfte aber auch wirtschaftliche Gründe haben.
Denn nun werden die meisten Maßnahmen aus dem sogenannten Mega-Paket zur Stützung der Wirtschaft Ende Mai auslaufen. Hätte die Regierung das Ende der Epidemie jetzt nicht verkündet, wären die Maßnahmen um einen Monat verlängert worden. Andererseits arbeitet die Regierung nun an einem Gesetz, das unter anderem den am stärksten betroffenen Wirtschaftssektoren zusätzliche Unterstützung bieten und ein System zur Subventionierung von Teilzeitarbeit einrichten soll.
Auch die Aufhebung der Einreisebeschränkungen hat mehrfache Gründe. Einerseits hofft Slowenien ebenfalls auf Touristen aus den Nachbarländern und aus der EU insgesamt.
Und wie funktioniert nun die Rückreise?
Die Aufhebung der Quarantäne gilt aber auch für Bürger aus Drittstaaten, die in der EU einen Aufenthaltstitel haben und in einem Mitgliedsland mindestens die vergangenen 14 Tage gelebt haben. Das Problem ist nun somit vor allem die Rückreise vom Urlaub etwa nach Österreich. Mindestens noch bis zum 31. Mai muss man entweder einen Test vorweisen, oder 14 Tage in die Selbstisolation.
Wann Wien diese Bestimmungen gegenüber Slowenien fallen lässt, ist derzeit nicht bekannt, denn Slowenien hat die Quarantäne auch für Italien aufgehoben, wo die Corona-Lage deutlich schlechter ist. Das könnte Umgehungsverkehr oder die Ansteckung in Slowenien ermöglichen. Sicher ist, dass in Slowenien die Bestimmungen zu sozialer Distanz und zum Mundschutz weiter gelten.
Von der Aufhebung der Quarantäne profitieren auch Slowenen. 100.000 sollen Wohnungen und Häuser in Kroatien besitzen. Für sie oder Besitzer von Booten besteht bei der Einreise nach Kroatien keine Verpflichtung mehr, sich in Quarantäne zu begeben. Zu beweisen hat der Reisende jedoch an der Grenze, dass er tatsächlich ein derartiges Eigentum hat.
Inoffiziell hieß es auch in Kroatien, dass auch Personen problemlos einreisen können, die eine Hotelreservierung vorweisen können. Ihre Zahl wird sich aus Österreich noch in Grenzen halten, weil bei der Rückreise weiter die Quarantäne-Bestimmungen gelten.
Eine Woche Urlaub - zwei Wochen Quarantäne?
In diesem Sinne sagt der Direktor des Instituts für Tourismus in Kroatien, Damir Kresic: „Ich zweifele, dass jemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, eine Woche nach Kroatien auf Urlaub fährt, wenn er dann bei seiner Rückkehr nach Hause sieben oder 14 Tage in die Selbstisolation muss.“ Für Kroatien drängt die Zeit, denn 60 Prozent seiner Tourismuseinnahmen erwirtschaftet das Land in den Monaten von Juni bis September. Insgesamt war der Fremdenverkehr im Vorjahr für fast 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich. Je nach Saison wird sich auch die Rezession gestalten. Die Wirtschaft könnte nach Ansicht von Experten heuer um etwa 10 Prozent schrumpfen.
LH Kaiser fordert Öffnung
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser fordert von Bundeskanzler Sebastian Kurz nun auch eine Grenzöffnung auf österreichischer Seite. „Österreicher und vor allem Kärntner brauchen rasche Gewissheit, dass sie nicht nur uneingeschränkt nach Slowenien und gegebenenfalls weiter nach Kroatien fahren können, sondern danach auch wieder ohne ärztliche Tests oder gar drohende Quarantäne zurückkehren können“, sagte Kaiser.
Nach der Landeshauptleutekonferenz am Freitag in Linz erklärte Kurz, man sei „im Gespräch mit den östlichen Nachbarn und mit Slowenien“.
unserem Korrespondenten Christian Wehrschütz