Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat am Montagabend erstmals seit Beginn der Coronavirus-Epidemie die Lombardei besucht, die am stärksten betroffene italienische Region. So führte er Gespräche in der Mailänder Präfektur, danach reiste er nach Bergamo und Brescia, wo besonders viele infizierte Menschen starben.
Conte hatte seit dem Ausbruch der Epidemie in Italien am 20. Februar noch nie die Lombardei besucht. "Meine Anwesenheit hier wäre nur ein Hindernis in der akutesten Phase des sanitären Notstands gewesen", erklärte der parteilose Regierungschef.
Er rief die Italiener auf, sich auch in der am 4. Mai beginnenden "Phase 2" mit einer leichten Lockerung der Ausgangssperre an die Vorsichtsmaßnahmen zu halten. "Wir dürfen nicht die Opfer dieser Monate zunichtemachen", mahnte der Premier.
Wirtschaft ächzt
Conte traf in Mailand den lombardischen Regionalpräsidenten Attilio Fontana. Dieser rief die Regierung auf, nicht zu lang mit dem Neustart wirtschaftlicher Aktivitäten zu warten. Die Gefahr sei ansonsten, dass ganze Wirtschaftsbereiche nicht wieder starten können. Mehrere Wirtschaftssektoren hatten zuletzt Unmut wegen des schleppenden Neubeginns der Produktion geäußert.
Die Regierung Conte feilt an einem groß angelegten Plan für Kinder, die bis zum September nicht mehr die Schulen besuchen können. So sollen berufstätigen Eltern Voucher für Babysitter und zusätzliche Urlaubstage gewährt werden. Schulen, Kindergärten und Universitäten sind seit dem 5. März geschlossen.
Italien hebt ab dem 4. Mai eine Reihe von Beschränkungen auf, allerdings in geringerem Ausmaß, als es sich die Italiener erhofft hatten. So erlaubt die Regierung etwa wieder mehr Sport im Freien und mehr Bewegungsmöglichkeiten in der eigenen Region. Auch die Wirtschaft soll in mehreren Etappen starten. Italiens Schulen bleiben aber bis zu den Sommerferien geschlossen, sie öffnen erst im September mit dem neuen Schuljahr wieder.
Italien registrierte seit Februar fast 27.000 Corona-Tote. Insgesamt zählte der Zivilschutz fast 200.000 Menschen, die sich mit dem SARS-CoV-2-Erreger infiziert haben - es gibt aber eine hohe Dunkelziffer. Nach Wochen des steilen Anstiegs der Zahlen gab es dennoch zuletzt positive Signale. So entspannte sich die Lage in den lange überfüllten Krankenhäusern.