Der britische Premierminister Boris Johnson hat heute nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Einer vorzeitigen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen in Großbritannien erteilte er prompt eine Absage. "Ich verstehe eure Ungeduld", sagte Johnson mit Blick auf Forderungen, die Maßnahmen zu lockern. Denn man müsse eine zweite Erkrankungswelle verhindern, denn dann komme es zu "einem Desaster".

Aus Johnsons Konservativen Partei und der Wirtschaft wächst der Druck, die Ausgangsbeschränkungen zu lockern. Dafür sei die Zeit noch nicht reif, sagte auch Gesundheitsstaatssekretär Edward Argar dem Nachrichtensender Sky News. "Wir haben große Fortschritte gemacht." Aber das Ziel sei noch nicht erreicht. Und Johnson ergänzte später: Man sei im Kampf gegen die Pandemie auf einem guten Weg, das Blatt wende sich.

Er werde die Anstrengungen und Opfer, die die Nation in den vergangenen Wochen erduldet hätten, nicht „wegwerfen“ und eine zweite Infektionswelle riskieren, sagte er. Eine solche würde nicht nur neue Kranke und Tote produzieren, sondern die Wirtschaft „katastrophal“ treffen.

Bereits mehr als 20.000 Tote

Die relativ strikten Ausgangsbeschränkungen in Großbritannien gelten seit dem 23. März und noch bis mindestens 7. Mai. Die Briten dürfen ihre Wohnungen kaum noch verlassen. Erlaubt sind der Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente. Alle Geschäfte, die nicht der Grundversorgung dienen, sind geschlossen. Sport ist nur einmal am Tag und nur mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt. Versammlungen von mehr als zwei Personen sind verboten.

Den offiziellen Statistiken zufolge sind bereits mehr als 20.000 Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen, da unter anderem die Opfer in Pflegeheimen nicht mitgezählt wurden.

Johnson hatte sich in den vergangenen zweieinhalb Wochen auf dem offiziellen Landsitz Chequers nahe London von der Lungenkrankheit erholt. Zuvor musste er mehrere Tage auf der Intensivstation verbringen. Er wurde von Außenminister Dominic Raab vertreten.