Schweden will so schnell wie möglich Herdenimmunität erreichen. Die beginnt laut Gesundheitsamt deutlicher zu greifen, wenn rund 60 Prozent der gesamten Bevölkerung das Coronavirus irgendwann in sich hatte, und dadurch immun geworden ist. Dann kann sich Covid-19 nicht mehr so schnell hin zu Risikogruppen ausbreiten, das ist der Grundgedanke der schwedischen Gesundheitsexperten. "Wir glauben, wir erreichen mit Freiwilligkeit genauso viel wie andere Länder mit Restriktionen", betont Staatsepidemiologe Anders Tegnell wöchentlich gebetsmühlenartig.
Ende dieser Woche hat die Statistik allerdings die Marke von 2.000 Corona-Toten in Schweden überschritten. Zum Vergleich: In Österreich sind bisher rund 500 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben.
Die schwedische Gesundheitsbehörde sagt, sie habe mit diesem Anstieg gerechnet. Gleichzeitig verweist sie auf eine relativ stabile Situation in den Krankenhäusern des Landes.
Wegen der Missachtung der Empfehlungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus droht Schwedens Regierung den bisher geöffneten Gaststätten in Stockholm nun allerdings mit der Schließung. Restaurants und Straßencafés in der Hauptstadt sollten von nun an intensiver überprüft werden, ob sie die Empfehlungen der nationalen Gesundheitsbehörde einhielten, sagte Innenminister Mikael Damberg am Freitag. Bei den Maßgaben handle es sich in diesem Fall nicht um Ratschläge, sondern um Richtlinien, die befolgt werden sollten, betonte Damberg. Die Lokale müssten ausreichend Abstand zwischen ihren Gästen gewährleisten.
Schwedens Innenminister Damberg droht mit der Schließung von Lokalen, die sich nicht an Auflagen wegen der Coronavirus-Pandemie halten. Es gebe Besorgnis erregende Berichte über volle Restaurants und Bedienung im Freien. „Lassen Sie mich ganz klar sein: Ich will nicht ein überfülltes Außenrestaurant sehen“, sagte der Minister. Und das gelte nicht nur für Stockholm.
Altenheime
Der Ton wird rauer in Schweden. Vor allem, wenn man sich die Situation in den Altenheimen des Landes anschaut. "Nach Berechnungen der Regionalverwaltung Stockholm haben mittlerweile 76 von 101 Altenheime Corona-Fälle gemeldet. Mehr als 40 Prozent der Covid-19-Toten in Schweden stammen aus den Altenheimen. Besonders hoch ist der Anteil der Infizierten in den Stadtteilen, in denen Menschen mit Migrationshintergrund leben", berichtet die "Zeit".
Die Regierung forderte am Freitag von den 290 Kommunen des Landes Informationen darüber, wie Restaurants und Cafés die Auflagen der Gesundheitsbehörden zum Eindämmen der Pandemie einhalten. „Diese Richtlinien müssen befolgt werden“, drohte Damberg, andernfalls werde geschlossen.
Schweden bleibt seinem liberaleren Ansatz aber en gros dennoch treu und setzt darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger von sich aus auf allzu viele Kontakte und Aktivitäten verzichten, bei denen das Virus übertragen werden könnte. Wie in diesem Zusammenhang die Ambition der schwedischen Fußball-Liga Svensk Elitfotboll zu verstehen ist, die diese Woche verkündete, dass es ab Mitte Juni Spiele geben soll - und am liebsten vor vollen Rängen - bleibt ein Rätsel.