Schweden macht weiterhin weltweit von sich reden. Sogar US-Präsident Donald Trump erwähnte unlängst den lockeren Sonderweg, an dem das Königreich seit Beginn der Coronakrise trotz heftiger Kritik aus dem In- und Ausland festhält.
Laut Statistik der Johns-Hopkins-Universität gibt es aktuell 1500 Coronatote in Schweden. Zum Vergleich: In Österreich sind rund 440 Menschen an Covid-19 gestorben. Doch trotz der hohen Sterblichkeitsrate bleibt fast alles geöffnet in Schweden: Geschäfte aller Art und Einkaufszentren, Cafés, Bars, Fitnessstudios, Klubs, Büros, Kindergärten, Schulen bis einschließlich der neunten Klasse und sogar einige Kinos. Selbst Ansammlungen von 500 Menschen waren lange erlaubt, dann kam eine eher nachlässig kontrollierte Regel für 50 Leute als Maximalgrenze, etwa für Konzerte. Das zweite und letzte Verbot: keine Besuche in Altenheimen. Ansonsten wird auf Freiwilligkeit gesetzt.
„Wascht euch die Hände und bleibt daheim, wenn ihr auch nur leichte Erkältungssymptome habt“, lautet die Kernmaßnahme als freiwillige Aufforderung an die von Pflichtbewusstsein geprägten Schweden. So sind die U-Bahnen auch tatsächlich leer und auch die Stadtzentren werden gemieden.
"Unsere Strategie ist richtig"
Die Menschen nehmen das alles nicht auf die leichte Schulter, aber die apokalyptische Stimmung, die sich andernorts verbreitet, bleibt vorerst aus. „Unsere Strategie ist richtig“, sagt Ministerpräsident Stefan Löfven, der laut Umfragen noch nie so beliebt war im Volk.
In dieser Woche gab es zudem gute Nachrichten. Die freiwilligen Quarantänerichtlinien wurden von der Bevölkerung weitgehend eingehalten und haben dazu geführt, dass sich auch die gewöhnlichen Viruserkrankungen deutlich weniger ausbreiten konnten als in den letzten Jahren. Selbst von den Stockholmer Krankenhäusern, die stets über zu geringe Mittel und zu wenig Personal klagen, hört man erstmals, dass sich die Lage beruhige.
Zuletzt haben 22 schwedische Wissenschaftler die schwedische Strategie in einem Zeitungsartikel allerdings als gefährlich kritisiert. Auf „Herdenimmunität“ zu setzen, sei grob fahrlässig, sagten sie.
In Schweden werden zudem viel weniger Menschen getestet als in anderen Ländern. Nur die Schwerkranken, die ins Krankenhaus müssen, landen bisher in der Statistik.