Über den Ursprung der mittlerweile zur Pandemie erklärten Coronaviruserkrankung ist man sich noch nicht im Klaren. Bis jetzt geht die WHO davon aus, dass der Ausbruch des Virus auf dem Markt in Wuhan begann und vermutlich von einem lebenden Tier auf einen menschlichen Träger übergegangen ist. Die chinesischen Behörden hatten am 31. Dezember 2019 die WHO über den Ausbruch einer Lungenkrankheit mit unbekannter Ursache informiert. Als Krankheitserreger wurde ein neuartiges Virus identifiziert, das im Februar die Bezeichnung SARS-CoV-2 erhielt.
Doch es gibt bis jetzt schlicht keine eindeutige Antwort auf die Frage: Woher stammt das Virus? Das Rätselraten ruft Verschwörungstheoretiker in aller Welt auf den Plan und schürt obendrein die Konflikte zwischen verfeindeten Ländern.
Die US-Army ist schuld
„Es könnte die US-Armee sein, die die Epidemie nach Wuhan gebracht hat“, twitterte Zhao Lijian kürzlich auf Englisch. Die USA wären China eine Erklärung schuldig, schrieb er weiters. Zhao Lijian ist Sprecher des chinesischen Außenministeriums und gilt als eine der bekanntesten und umstrittensten Stimmen Chinas im Westen.
Die Feindseligkeit zwischen China und den USA steuert durch Corona auf einen neuen Höhepunkt zu.
Zhao Lijian verbreitete auch Online-Artikel, in denen diverse Verschwörungstheorien zum Ausbruch der Coronavirus-Krise erläutert werden.
Gemeinsam haben die Artikel, dass darin bezweifelt wird, dass der Ursprung des Krankheitserregers in China liegt. Schon vor seinen Twitter-Stürmen hatte Zhao Lijian bei jeder Gelegenheit in Peking fallen lassen, dass noch keineswegs klar sei, woher das Virus stamme.
Die Russen sind an Desinformation schuld
Doch die gegenseitigen Anschuldigungen betreffen nicht nur die USA und China. Denn auch die US-Regierung wirft Moskau schon länger vor, eine groß angelegte, anti-westliche Desinformationskampagne rund um das neuartige Coronavirus gestartet zu haben. Tausende Nutzerkonten, die von Russland auf Online-Plattformen gesteuert sind, würden Falschinformationen und Verschwörungstheorien rund um das Virus verbreiten. Diese behinderten den Kampf gegen die Epidemie, erklärten US-Regierungsvertreter zuletzt.
Zur Desinformationskampagne gehöre eine Verschwörungstheorie, wonach die USA hinter der Epidemie steckten. Auf Twitter, Facebook oder Instagram werden Behauptungen verbreitet, der US-Geheimdienst CIA habe das Virus in die Welt gesetzt, um den Wirtschaftskrieg gegen China zu gewinnen.
Auch prominenten US-Bürgern wie dem Microsoft-Gründer Bill Gates, der sich als Milliarden-Sponsor globaler Gesundheitsprogramme hervorgetan hat,wurde schon eine Verwicklung in die Ausbreitung des neuartigen Virus unterstellt.
US-Behörden waren den Angaben zufolge erstmals Mitte Jänner auf die russische Desinformationskampagne aufmerksam geworden. In einem Bericht des US-Außenministeriums heißt es, über tausende gefälschte Nutzerkonten im Internet würden in zahlreichen Sprachen "nahezu identische" Behauptungen über das neuartige Coronavirus verbreiten, berichtet die deutsche "Tagesschau". In der Vergangenheit seien dieselben Nutzerkonten schon durch pro-russische Botschaften etwa zum Syrienkrieg, den Gelbwesten-Protesten in Frankreich oder der Protestbewegung in Chile aufgefallen.
"Russlands Ziel ist es, Zwietracht zu säen und durch bösartige Beeinflussungskampagnen US-Institutionen und -Bündnisse von innen heraus zu untergraben", zitiert die "Tagesschau" den Staatssekretär für Europa und Eurasien im US-Außenministerium, Philip Reeker.
Auch in russischen Staatsmedien werden nach amerikanischen Angaben seit Ende Jänner falsche Behauptungen über die Ursachen des Coronavirus verbreitet. Russische Staatssender, dem Kreml nahestehende Websites und gefälschte Nutzerkonten im Internet bildeten zusammen das "Ökosystem" russischer Desinformation, sagte die Leiterin der für die Beobachtung ausländischer Propaganda zuständige Abteilung im US-Außenministerium, Lea Gabrielle dem "Tagesschau"-Korrespondenten.
Die USA befürchten, dass die Verschwörungstheorien zum Coronavirus eine effektive Bekämpfung der Epidemie erschweren könnten. Demnach könnten die Falschbehauptungen vor allem bei Menschen in afrikanischen und asiatischen Ländern Zweifel an den westlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus auslösen.