Und wieder ist eine wichtige Vorwahl der Demokraten im Laufen: In sechs Bundesstaaten treffen Joe Biden und Bernie Sanders aufeinander - und wenn Biden sein "Joe-mentum", seine Erfolgswelle vom Super-Tuesday, ausbauen kann, könnte dies eine Vorentscheidung bringen: Manche US-Analysten geben Biden dann eine 90-prozentige Chance auf die Nominierung als Kandidat der Demokraten. Mit Ergebnissen wird am Mittwoch in den frühen Morgenstunden gerechnet. Biden sorgte am Wahltag für Aufsehen, als er einen Arbeiter beschimpfte.
Sichere Bank
Tatsächlich spricht an diesem "Mini-Super-Tuesday" einiges für Biden: Da der 77-Jährige gerade unter Afroamerikanern große Unterstützung genießt, gelten die Südstaaten Missouri und Mississippi heute als sichere Bank. In Michigan, das zum "Rust Belt" (Rost-Gürtel) der heute oft abgehalfterten Industrieregionen zählt, darf Biden auf die Stimmen der Arbeiter hoffen. In Idaho und North Dakota werden ihm als Vertreter des moderaten Lagers der Demokraten bessere Chancen eingeräumt als dem vergleichsweise radikalen Sanders. Die Wahlauguren sagen Sanders (78), der über Wochen an der Spitze des demokratischen Kandidatenlagers lag, einzig im liberalen Westküstenstaat gute Aussichten auf einen Sieg voraus.
Geballte Kraft für Biden
Dass Biden derzeit einen so starken Stand hat, hängt auch damit zusammen, dass sich seine bisherigen Rivalen, die mittlerweile das Handtuch geworfen haben, gesammelt hinter ihn gestellt haben. Das gilt für den jungen Pete Buttigieg, vor allem aber auch für den Multi-Milliardär Michael Bloomberg: Dieser wird Biden mit seinem schier endlosen Wahlkampfbudget und der Organisationskraft seines Teams unterstützen. Mehr als je zuvor gilt Biden, einst Vize-Präsident unter Barack Obama, nun als Kandidat der demokratischen Establishments.
Der linke, aber unabhängige Sanders dagegen wartet bisher unerhört auf die Unterstützung durch die jüngst ausgestiegene Elizabeth Warren. Abschreiben darf man ihn aber sicher noch nicht: Sanders sorgt weiterhin für große Begeisterung und Mobilisierung bei jüngeren Wählerschichten.
Und auch Donald Trump sollte sich nicht darauf verlassen, dass er den Sieg bei der Wahl im November schon sicher in den Tasche hat: Jüngste Umfragen von CNN sagen das Gegenteil - Biden könnte demnach deutlich gegen den Amtsinhaber gewinnen, Sanders zwar knapp - aber doch.
Alles ist offen
Ungeachtet der Umfragen gilt aber für alle drei Herren: Bis November kann noch viel geschehen. Biden muss schauen, dass er seine Versprecher und teilweise Ausfälligkeiten in den Griff bekommt. Zudem ist er, auch wenn er sich rechtlich nichts vorzuwerfen hat, durch die Ukraine-Tätigkeiten seines Sohnes im Wahlkampf angreifbar. Sanders muss seine Stärke, mobilisieren zu können, noch weiter ausbauen, wenn er die Nominierung und die Präsidentenwahl gewinnen will. Und Donald Trump wiederum wird bald alle Hände voll zu tun haben, die Folgen des Coronavirus und die wirtschaftlichen Erschütterungen im Griff zu behalten. Wer nächstes Jahr in Weiße Haus einzieht, ist völlig offen.