Russlands Präsident Wladimir Putin hat im Konflikt um die Rebellenhochburg Idlib nach eigenen Angaben eine Einigung mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan erzielt. Eine neue Waffenruhe werde um Mitternacht in der Nacht auf Freitag in Kraft treten, sagte der türkische Präsident nach dem Treffen mit Putin in Moskau. Erdogan sagte, dieses Treffen sei für Idlib besonders wichtig. Die Welt schaue zu. Er hoffe, dass es eine Lösung für die Situation gebe, sagte auch Putin zum Auftakt in Moskau. Russland ist in dem Bürgerkrieg die Schutzmacht der syrischen Regierung.Die Türkei unterstützt in der Region Rebellen, darunter islamistische Gruppen. Ankara hatte 2018 mit Moskau ein Abkommen geschlossen, um in Idlib eine Deeskalationszone einzurichten.
Etablierung von "Sicherheitskorridor" in Syrien
Nach der Etablierung eines Waffenstillstands in Idlib wollen Russland und die Türkei einen "Sicherheitskorridor" entlang einer wichtigen Verbindungsstraße einrichten. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Donnerstag in Moskau, dieser werde "sechs Kilometer tief im Norden und sechs Kilometer tief im Süden" der Verbindungsstraße M4 in Nordsyrien etabliert. Man habe sich zudem auf gemeinsame Patrouillen ab dem 15. März in der Region geeinigt.
Die M4 ist eine wichtige Verbindungsstraße, die von der Regierungshochburg an der Mittelmeerküste im Westen des Landes über die Provinz Idlib Richtung der nordsyrischen Großstadt Aleppo führt. Weil sie strategisch wichtig ist, verfolgen die Truppen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad das Ziel, sie unter Kontrolle zu bringen.
Türkei warnte mehrfach vor Überlastung
In den vergangenen Wochen war aber das syrische Militär mit russischer Unterstützung weiter in dem Gebiet vorgerückt. Hunderttausende Menschen sind vor syrischen und russischen Angriffen auf der Flucht in Richtung türkische Grenze. Die Türkei, die bereits Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt, hatte mehrfach gewarnt, dass sie einen weiteren Flüchtlingszustrom nicht werde bewältigen können und wollen.
Angesichts der Eskalation in Syrien hielt die Türkei daher eine Öffnung ihrer Grenze für Flüchtlinge für möglich. Die Flüchtlinge könnten dann auch weiter in die EU gelangen, sagte Innenminister Süleyman Soylu am Donnerstag. "3,5 Millionen Menschen in Idlib und an den türkischen Grenzen sind derzeit in Not. Das unmenschliche Verhalten des Regimes dort bedeutet Folgendes: auch die Türen dort werden sich öffnen und letztendlich werden sich alle auf den Weg nach Europa machen." Er fügte hinzu: "Das ist keine Drohung oder Erpressung."
Bei Luftangriffen in der syrischen Provinz Idlib sind unterdessen mindestens 14 Menschen getötet und etwa 20 Personen verletzt worden. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Donnerstag von 15 Zivilisten, die bei dem Angriff in der Kleinstadt Maarat Misrin getötet worden seien. Etwa 18 weitere Menschen seien verletzt worden.