Der frühere UNO-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar ist tot. Der Peruaner verstarb am Mittwoch im Alter von 100 Jahren, wie sein Sohn im Radiosender RPR mitteilte. Pérez de Cuéllar war von 1982 bis 1991 höchster Beamter der Vereinten Nationen, als Nachfolger des österreichischen Spitzendiplomaten und späteren Bundespräsidenten Kurt Waldheim.
Vier Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Amt kandidierte er für die peruanische Präsidentschaft, unterlag aber gegen Alberto Fujimori. Zum 100. Geburtstag von Pérez de Cuéllar am 19. Jänner hatte der heutige Amtsinhaber António Guterres den Peruaner als sein Vorbild gerühmt. Viele Male habe er an Pérez de Cuéllar gedacht, wenn er nach "Inspiration und Orientierung" gesucht habe, erklärte Guterres.
De Cuéllar war der erste und bisher einzige Lateinamerikaner an der Spitze der Weltorganisation. Er war auch Österreich besonders verbunden. So machte er im August 1984 Schlagzeilen, als er einen Besuch bei den Salzburger Festspielen der Eröffnung der UNO-Weltbevölkerungskonferenz in Mexiko vorzog.
Der Jurist und Karrierediplomat galt bei seiner Wahl als farbloser Kompromisskandidat an der Spitze durch Spannungen zwischen Ost und West sowie Nord und Süd gelähmten Weltorganisation. Durch Beharrlichkeit, Verhandlungsgeschick und auch Entscheidungsfreude konnte er schließlich doch eine Reihe von Erfolgen verbuchen: Die UNO spielte unter seiner Leitung eine wichtige Rolle beim Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan, vermittelte die Waffenruhe im Krieg zwischen Iran und Irak, außerdem sicherte sie den schwierigen Übergang Namibias in die Unabhängigkeit.
Beim Auslaufen seiner ersten Amtszeit wollte er eigentlich gar nicht weitermachen, doch blieb er auf Bitten der fünf UNO-Vetomächte dann doch an Bord. Es sollte sich auszahlen, schließlich öffnete das Ende des Kalten Krieges der Weltorganisation ein kurzes Zeitfenster großer globaler Bedeutung. So konnte er im September 1991, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, in seinem Rechenschaftsbericht eine dramatische "Renaissance der Vereinten Nationen" konstatieren.
Das Ende des Kalten Krieges, die Umwälzungen in der Sowjetunion und im übrigen Osteuropa, die Welle der Demokratie in anderen Teilen der Welt hätten die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die UNO nunmehr Missionen durchführen könne, die "in der zurückliegenden Ära undenkbar gewesen wären", sagte er damals.