Auf der griechischen Insel Lesbos eskaliert die Lage im Zuge des Flüchtlingsstreits zwischen der Türkei und der EU.
Noch am Pier in der Hafenstadt Thermi auf Lesbos wurden zwei Journalisten zusammengeschlagen, ihre Kameras ins Wasser geworfen. Einen Reporter des Nachrichtenmagazins "Spiegel" stoppten die Männer aus Lesbos mit einer Straßensperre. Der "Spiegel" schildert die dramatischen Szenen:
"'Wer bist du? NGO?", brüllen sie. An einer weiteren Straßensperre attackieren sie ihn mit Holzknüppeln durch das offene Autofenster. Polizei ist nicht in Sicht, sie hat zu diesem Zeitpunkt längst die Kontrolle über Teile der Insel verloren.
"Die griechischen Männer und Frauen greifen dicke Äste aus Holz, an den Küstenstraßen errichten sie Straßensperren, verhören Menschen, die sie nicht kennen. Ihr Ärger richtet sich gegen die Menschen, die sie so sehr hassen wie Flüchtlinge: die Mitarbeiter von NGOs - oder jeden, den sie dafür halten", schildert der "Spiegel".
Tragödie
Unterdessen kam es zu einer unfassbaren Tragödie bei Lesbos. Ein Kleinkind ist beim Untergang eines Schlauchbootes vor der Insel Lesbos am Montagvormittag ertrunken. Wie das griechische Fernsehen (ERT) sowie die Tageszeitung "Kathimerini" unter Berufung auf die Küstenwache berichteten, war das Opfer an Bord eines Schlauchbootes mit 48 Geflüchteten aus der Türkei gekommen.
Als die Migranten ein Patrouillenboot der griechischen Küstenwache sahen, durchlöcherten sie das Schlauchboot, um als Schiffbrüchige gerettet zu werden, hieß es in den Berichten. Die Küstenwache ist dann verpflichtet, die Menschen aufzunehmen und sie nach Griechenland zu bringen. Das Boot ging unter. Die Küstenwache habe die Flüchtenden geborgen, hieß es weiter. Für das Kind kam aber jede Hilfe zu spät, berichtete der Staatsrundfunk.
Die Türkei hat ihre Grenzen seit Freitag aufgemacht. Allein am Sonntag setzten nach offiziellen Angaben mehr als 1.000 Migranten zu den Inseln über.