Wie schon bei den beiden Wahlen im April und September liegen die rechtsgerichtete Likud-Partei des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und das Blau-Weiß-Bündnis seines wichtigsten Rivalen Benny Gantz laut Umfragen gleichauf. Für den wegen Korruption angeklagten Netanjahu ist die Wahl auch eine Abstimmung über seine politische Zukunft. Doch im Wahlkampf zeigte sich der Regierungschef gewohnt kämpferisch - und inszeniert sich als Garant für die Sicherheit Israels. Umfragen zufolge dürften weder der Likud noch die Blau-Weiß-Liste die für eine Parlamentsmehrheit erforderlichen 61 Sitze erreichen. Eine nicht unerhebliche Rolle für das Wahlergebnis spielen dürfte aber die Wahlbeteiligung.

Nach einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der konservativen Zeitung "Israel Hayom" kämen derzeit beide Parteien auf jeweils 33 von 120 Sitzen. Die Zeitung "Maariv" sah beide bei 34 Sitzen. Bei dem Rundfunksender Kan erhielt der Likud mit 35 Sitzen ein Mandat mehr als Blau-Weiß.

Korruptionsanklage bringt Netanjahu unter Druck

In allen Umfragen fehlten weiterhin sowohl dem rechts-religiösen als auch dem Mitte-Links-Block mehrere Mandate für eine Regierungsmehrheit von 61 Sitzen. Drittstärkste Kraft würde demnach die Vereinigte Arabische Liste mit 13 oder 14 Sitzen. Die Partei Israel Beitenu des ultrarechten Ex-Verteidigungsministers Avigdor Lieberman käme auf 7 oder 6 Mandate.

Bereits zweimal war die Regierungsbildung im vergangenen Jahr wegen einer Pattsituation zwischen dem Mitte-Links-Lager und dem rechts-religiösen Lager gescheitert. Netanjahu steht wegen einer Korruptionsanklage unter Druck. Der Prozess soll zwei Wochen nach der Abstimmung vor einem Gericht in Jerusalem beginnen.

Der 70 Jahre alte Netanjahu strebt im Falle eines Wahlsiegs die Annexion der israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland sowie des Jordantals an. Diesen Schritt sieht auch der am 28. Jänner veröffentlichte Plan des US-Präsidenten Donald Trump vor, den die Palästinenser ablehnen. Gantz hat erklärt, er werde sich nach der Wahl für eine Umsetzung des Trump-Plans "in Zusammenarbeit mit anderen Ländern in unserer Region" einsetzen.