Im Vatikan ist am Mittwoch das postsynodale Schreiben des Papstes mit den Schlussfolgerungen aus der Amazonas-Synode im vergangenen Herbst veröffentlicht worden. Das Abschlussdokument mit dem Titel "Querida Amazonia" (Geliebtes Amazonien) enthält keine Lockerung in Sachen Priesterzölibat in entlegenen Amazonas-Gebieten.
Dafür will der Papst die Präsenz von Laien-Gemeindeleitern fördern. "Eine Kirche mit amazonischen Gesichtszügen erfordert die stabile Präsenz reifer und mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteter Laien-Gemeindeleiter, die die Sprachen, Kulturen, geistlichen Erfahrungen sowie die Lebensweise der jeweiligen Gegend kennen", hieß es im Schreiben.
Herausforderungen erfordern "besondere Anstrengung"
Konkret bedeute dies, die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Kultur zu ermöglichen, die von Laien geprägt sei. "Die Herausforderungen Amazoniens verlangen von der Kirche eine besondere Anstrengung, um eine Präsenz in der Fläche zu erreichen, was nur zu verwirklichen ist, wenn die Laien eine wirksame zentrale Rolle innehaben", schrieb der Papst.
Franziskus nahm im postsynodalen Schreiben auch zur umstrittenen Frauenfrage Stellung. "In einer synodalen Kirche sollten die Frauen, die in der Tat eine zentrale Rolle in den Amazonasgemeinden spielen, Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern, und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen. Es sei daran erinnert, dass ein solcher Dienst Dauerhaftigkeit, öffentliche Anerkennung und eine Beauftragung durch den Bischof voraussetzt. Das bedeutet auch, dass Frauen einen echten und effektiven Einfluss in der Organisation, bei den wichtigsten Entscheidungen und bei der Leitung von Gemeinschaften haben, ohne dabei jedoch ihren eigenen weiblichen Stil aufzugeben", hieß es.
Spekulationen bewahrheiten sich nicht
Die Spekulationen über eine möglicherweise geplante Lockerung der im Kern zwar auf die frühe Kirche zurückgehende, jedoch erst seit dem 11. Jahrhundert allgemein verbindliche Ehelosigkeit für Geistliche waren im Jänner durch die Vorabveröffentlichung eines vom konservativen Kardinal Robert Sarah herausgegebenen umstrittenen Buches angeheizt worden, als dessen Mitautor zunächst auch der frühere Papst Benedikt XVI. angegeben worden war. Die Autoren des Buches warnten Franziskus vor einer Aufweichung des Zölibats. Kurz nach der Vorabveröffentlichung distanzierte sich Benedikt jedoch von einer Mitautorenschaft. Er habe lediglich einen Beitrag für den Band verfasst.