Annegret Kramp-Karrenbauer zieht sich als CDU-Vorsitzende zurück. Ihre Nachfolge ist auch ein Richtungsentscheid für den Kurs der Union. Ein Blick auf die Kandidaten. Und das Männernetzwerk in der CDU.

Armin Laschet, 58

Armin Laschet
Armin Laschet © (c) APA/AFP/ODD ANDERSEN

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident erhielt am Sonntagabend noch den in Deutschland begehrten Karnevalsorden "Wider den tierischen Ernst." "Leute es reicht!", rief Laschet in seiner Dankesrede mit Blick auf Thüringen in den Faschingssaal und fügte hinzu: „Wir brauchen keine braunen Raubritter. Wir brauchen wieder mehr Ritterlichkeit und Anstand." Laschet steht für den liberalen Kurs von Angela Merkel in der CDU. Seine Kür zum Vorsitzenden wäre ein Signal an die Grünen, aber auch in Richtung Jamaika. Seit 2017 regiert Laschet in Düsseldorf mit der FDP. Freilich nicht immer geräuschlos. In der Ausländerpolitik leistete sich seine Regierung einen langwierigen Streit um die die Abschiebung eines Gefährders aus Tunesien. In der Debatte um den Braunkohleabbau im Hambacher Forst gab er im Vorjahr erst auf Druck der Gerichte nach. Im Ringen um den Kurs der Union in Thüringen vermied er alles um Annegret Kramp-Karrenbauer zu stützen. Damit ist er nicht allein. Fraglich, ob die CDU aber einen Mann der liberalen Merkel-Union will. Das konservative Männernetzwerk in der Union ist einflussreich. 

Friedrich Merz, 64

Friedrich Merz
Friedrich Merz © (c) APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ

Der Wirtschaftsjurist steht für das Alte-Jungs-Bündnis in der CDU. Anden-Pakt heißt die berüchtigte Herrenrunde, der eine Reihe von Politikern wie der frühere Bundespräsident Christian Wulff angehörte. Noch zu Zeiten in der Jungen Union schworen sie sich auf eine Südamerika-Reise ewige Unterstützung. Angela Merkel durchkreuzte die Pläne. Wulff musste 2012 als Staatsoberhaupt gehen. Merz wurde schon 2002 von Merkel als Fraktionschef im Bundestag abgelöst. Jetzt schlägt das Imperium zurück. Der frühere hessische Regierungschef Roland Koch, noch einer aus der Anden-Runde, mahnte am Montag in einem Gastbeitrag in der FAZ Führung an. "Die CDU wurde als Bollwerk gegen Faschismus und Kommunismus gegründet", stichelte Koch gegen Kramp-Karrenbauers Kurs in der Thüringen-Frage. Merz war vor zwei Jahren noch im Kampf um den CDU-Vorsitz an ihr gescheitert. Eine schwache Parteitagsrede, sagte er hinterher. Daran allein hat es nicht gelegen. Jobs in der Wirtschaft hat er zwar aufgegeben. Aber nicht wenige zweifeln, ob die Zeit alter Jungs mit klaren Ansagen von oben, nicht durch vorüber ist. Top-Down ist nicht nur in der Wirtschaft passé. 

Jens Spahn, 39

Jens Spahn
Jens Spahn © (c) AP (Markus Schreiber)

Der Gesundheitsminister kandidierte ebenfalls vor zwei Jahren für den CDU-Vorsitz. Obwohl ihm der Sprung an die Spitze misslang, machte er eine passable Figur. Spahn ist alert, er steht für eine modern-konservative CDU. Offen schwul, dennoch wertebasiert. Ein Konservativer des 21. Jahrhunderts. Spahn kann mit Grün, mehr aber noch mit den Liberalen. Auch privat. FDP-Chef Christian Lindner ist Mieter seiner Eigentumswohnung in Berlin. Das politische Handwerk hat er als Finanzstaatssekretär von Wolfgang Schäuble gelernt, immer noch die graue Eminenz in der CDU. Angela Merkel hat ihm im Vorjahr offen gelobt. Er mache seinen "Job" gut, hatte die Kanzlerin auf ihrer Sommerpresserunde gesagt. Nicht alle hören Anerkennung aus Merkels Mund gern. Drei sind zwei zu viel. Aber Jens Spahn ist mehr als ein Außenseiterfavorit im Kampf um den CDU-Vorsitz. Offen bleibt das Ringen um die Kanzlerkandidatur. Da macht sich ein anderer Junger Milder Hoffnung: Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident in Bayern.