Das ging schnell. Annegret Kramp-Karrenbauer gibt auf. Die CDU-Chefin verzichtet auf eine Kanzler-Kandidatur. Und sie gibt den Parteivorsitz auf. Das Ende einer turbulenten Woche, die mit der Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten in Thüringen begann, sagt viel über Deutschland und über die viel beschworene Berliner Republik.
Zum einen über die Rekrutierung des politischen Personals. Der klassische Weg der Bonner Jahre, der Helmut Kohl und Gerhard Schröder über die Landespolitik ins Kanzleramt spülte, ist vorbei. Kramp-Karrenbauer war Ministerpräsidentin im Saarland, in Berlin kam sie nicht richtig an. Das ging vor ihr schon dem Mainzer Regierungschef Kurt Beck an der Spitze der SPD so. Das Personal der Berliner Republik rekrutiert sich aus der Bundespolitik. Das spricht für junge Politiker von Jens Spahn bis zu Kevin Kühnert.
Die Ereignisse von Erfurt zeigen zudem, dass vielen Spitzenpolitikern in Deutschland Taktik und Strategie im Umgang mit der AfD fehlen - nicht nur Annegret Kramp-Karrenbauer. Hinter ihrem Abgang stecken viele eigene Fehler. Mehr aber noch ein Richtungsstreit in der Union. Erst am Montag hatte der frühere hessische Regierungschef Roland Koch in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nochmal an Kramp-Karrenbauers Krisenmanagement gerüttelt. Die gibt nun entnervt auf. Sie verliert nicht allein. Der Abgang von Annegret Kramp-Karrenbauer ist auch eine Niederlage für Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren Versuch, die CDU zur liberalen Mitte hin zu öffnen. Die CDU rückt nach rechts, die SPD nach links. Die Berliner Republik polarisiert sich.
Peter Riesbeck aus Berlin