Neun Monate vor der US-Präsidentenwahl sind die Demokraten mit einer chaotischen Vorwahl ins Rennen um das Weiße Haus gestartet. Bei der Kandidaten-Kür im Staat Iowa, der ersten und damit richtungsweisenden Abstimmung, verzögerte sich die Bekanntgabe der Ergebnisse um Stunden. Bei der Überprüfung der Resultate mit mehreren Methoden habe es Unstimmigkeiten gegeben, erklärte eine Parteisprecherin.
Die Partei will die Ergebnisse im Laufe des Dienstags veröffentlichen. Der Chef der Demokraten in Iowa, Troy Price, sagte in einer kurzen Telefonschaltung mit Journalisten um 1.00 Uhr in der Nacht (Ortszeit/8.00 Uhr MEZ) am Dienstag, die Ergebnisse würden "später am Tag" bekanntgegeben. Die Stimmen würden per Hand überprüft. Price legte auf, ohne Fragen zu beantworten. Die Partei ist wegen der Verzögerung der Ergebnisse harsch in den Medien kritisiert worden. Sie hatte die Verzögerung zuvor mit Qualitätskontrollen begründet.
Frust bei Demokraten, Spott bei Republikaner
Die Verzögerung sorgte aber nicht nur für Frust bei den Demokraten, sondern auch für unverhohlenen Spott bei den Republikanern von Präsident Donald Trump. Dieser setzte sich bei der Vorwahl seiner Partei erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit durch: Der Amtsinhaber hatte keine aussichtsreichen Herausforderer. Bei den Demokraten buhlen elf Kandidaten um die Nominierung.
Die Demokraten wollten ganz sichergehen, dass die Wahlergebnisse stimmten, sagte Sprecherin Mandy McClure von der Partei in Iowa in der Nacht auf Dienstag. Deshalb seien nicht nur technische Systeme eingesetzt worden, sondern auch Fotos der Ergebnisse und schriftliche Unterlagen herangezogen worden. Dabei habe es Unstimmigkeiten gegeben, die noch überprüft werden müssten.
Die App zum Weiterleiten der Ergebnisse sei nicht abgestürzt, betonte die Partei. Auch handle es sich nicht um einen Hackerangriff. Es solle nun lediglich sichergestellt werden, dass die Ergebnisse vor einer Veröffentlichung korrekt seien. Die Integrität der Ergebnisse sei von größter Bedeutung.
"Kernschmelze der Demokraten"
Trumps Wahlkampfmanager Brad Parscale sprach von einer "Kernschmelze der Demokraten". Auf Twitter erklärte er: "Sie können nicht einmal die Vorwahl organisieren und sie wollen die Regierung führen. Nein, danke."
Die demokratischen Bewerber reagierten auf das Chaos, indem sie schon vor Veröffentlichung der Ergebnisse vor ihre Anhänger traten und versicherten, sie hätten erfolgreich abgeschnitten. So äußerten sich der linksgerichtete Senator Bernie Sanders, der in Umfragen für Iowa in Führung gelegen war, Ex-Vizepräsident Joe Biden, der frühere Bürgermeister Pete Buttigieg sowie die Senatorinnen Elizabeth Warren und Amy Klobuchar.
Sanders erklärt sich zum Sieger
Sanders' Wahlkampfteam erklärte unter Berufung auf eigene Zahlen, der 78-Jährige liege laut Teilergebnissen mit gut 28,6 Prozent auf Platz eins. Demnach landete Buttigieg mit 25,7 Prozent überraschend stark auf dem zweiten Platz, gefolgt von Warren mit 18,4 Prozent. Biden käme Sanders' Zahlen zufolge mit 15,1 Prozent nur auf den vierten Platz. Das wäre eine herbe Schlappe für den 77-Jährigen, den Umfragen in Iowa auf dem zweiten Platz gesehen hatten. In landesweiten Umfragen führte der Mitte-Politiker bisher.
Im Umfeld des demokratischen Kandidaten Pete Buttigieg hieß es, die Panne schmälere die Legitimität des Siegers, egal wer es sein werde. Sie dämpfe auch die Euphorie, die ein großer Wählerandrang zunächst ausgelöst habe.
Vorwahl in Iowa entscheidend
Die Vorwahl in Iowa ist besonders wichtig. Die Wähler entscheiden dort zwar nur über 41 der 3.979 Delegierten, die letztlich den demokratischen Präsidentschaftskandidaten wählen werden. Weil die Vorwahlen aber traditionell in Iowa beginnen, kommt dem ländlichen Staat im Mittleren Westen mit nur knapp 3,2 Millionen Einwohnern ein großes Gewicht zu: Ein guter Start kann die Aussichten eines Bewerbers auf die Präsidentschaftskandidatur befeuern, ein schlechtes Abschneiden kann einen negativen Trend setzen.
Beim sogenannten Caucus in Iowa geben die Wähler keine Stimmzettel ab. Sie kommen vielmehr in Schulen, Gemeindesälen oder Sporthallen zusammen und stellen sich in eine Ecke, die mit dem Namen ihres Kandidaten markiert ist. Abgestimmt wird in zwei Runden, die Versammlungen laufen häufig chaotisch ab.
Einer Umfrage zufolge ist für die meisten Demokraten am wichtigsten, einen Kandidaten zu nominieren, der Chancen auf einen Sieg gegen Trump hat. Dieses Ziel äußerten 62 Prozent der Befragten, während 32 Prozent ihre Meinung im Programm des Kandidaten wiederfinden wollten.