Frankreichs Premier Édouard Philippe hat Gewerkschaftsvertreter empfangen, um eine Lösung im Streit um die Pensionsreform zu finden und die wochenlangen Streiks zu beenden. Philippe führte Freitagfrüh Einzelgespräche mit den Sozialpartnern.
Er hoffe auf einen Kompromiss, sagte Laurent Escure, Vorsitzender der Gewerkschaft Unsa nach dem Treffen. Bereits seit fünf Wochen halten in Frankreich die Streiks gegen das Reformprojekt der Regierung an.
Frage der dauerhaften Finanzierung
Bei den Treffen mit dem Premier sollte es vor allem um eine Konferenz zur dauerhaften Finanzierung des Pensionssystems gehen. Dieser Vorschlag war von der gemäßigten Gewerkschaft CFDT gekommen. Die Idee dahinter ist, die Verhandlungen über den Inhalt der Reform von den Verhandlungen über ihre Finanzierung zu trennen. Knackpunkt der Verhandlungen ist aber eine Regelung, nach der die Franzosen erst mit 64 Jahren volle Pensionsbezüge erhalten sollen. Die gemäßigten Gewerkschaften fordern die Regierung auf, dieses Vorhaben zu streichen.
Der Generalsekretär der Gewerkschaft CGT, die das Reformprojekt komplett ablehnt, zeigte sich nach dem Treffen mit Philippe offen für die vorgeschlagene Konferenz. "Wir sind bereit, zu dieser Konferenz zu gehen, um zu zeigen, dass wir das derzeitige System verbessern können", sagte Philippe Martinez. Einen von der Regierung verschickten Gesetzesentwurf zur Reform habe er nicht erhalten. Er warf der Regierung vor, so weiter Öl ins Feuer zu gießen.
Im Pariser Justizpalast protestierten unterdessen Anwälte gegen die Reform, wie der Sender Franceinfo berichtete. Sie legten sich unter anderem auf den Fußboden. In Marseille besetzten Demonstranten zeitweise Gleise des Bahnhofs Saint-Charles. In Nancy, Dijon, Nantes und der südfranzösischen Hafenmetropole wurden am Morgen Bus- und Tramdepots blockiert.