Bei einem US-Raketenangriff nahe dem Flughafen von Bagdad ist einer der hochrangigsten iranischen Generäle getötet worden. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte am späten Donnerstagabend (Ortszeit) den Tod von Kassem Soleimani, dem Kommandanten der iranischen Al-Quds-Brigaden, bei der Attacke.
"Dumme Eskalation"
Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif hat den tödlichen US-Raketenangriff auf den iranischen General Kassem Soleimani als "extrem gefährliche" und "dumme Eskalation" bezeichnet. Zarif verurteilte die Tötung des Generals in einer am Freitag im Internetdienst Twitter veröffentlichten Botschaft auch als "Akt des internationalen Terrorismus".
Rache angekündigt, US empfehlen Ausreise
Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hat Rache für den tödlichen US-Raketenangriff geschworen. Auf Twitter drohte Khamenei den "Verbrechern", die für den Tod Soleimanis verantwortlich seien, mit "schwerer Vergeltung".
Die US-Regierung hat unterdessen ihre Bürger aufgerufen, den Irak umgehend zu verlassen. Die US-Botschaft in Bagdad rief alle US-Bürger in dem Krisenstaat am Freitag zur "sofortigen" Ausreise auf.
Das israelische Militär ist dem Armee-Radio indes in erhöhter Alarmbereitschaft. Es gibt Befürchtungen, dass Racheakte von regionalen Verbündeten wie die vom Iran unterstützte Hisbollah oder durch die Hamas oder den islamischen Jihad in Gaza erfolgen könnten.
Angriffe auf US-Stützpunkte
Das amerikanische Militär habe die Operation auf Anweisung von US-Präsident Donald Trump ausgeführt, um weitere Attacken auf amerikanische Kräfte in der Region zu verhindern. Soleimani habe aktiv an Plänen gearbeitet, um amerikanische Diplomaten und Einsatzkräfte zu attackieren, erklärte das Pentagon.
Der General und die Al-Quds-Brigaden seien verantwortlich für den Tod von Hunderten Amerikanern und Verbündeten. Er habe in den vergangenen Monaten Angriffe auf Stützpunkte von US-Verbündeten gesteuert und auch die gewaltsamen Proteste an der US-Botschaft in Bagdad gebilligt. Ziel des Angriffs sei es, den Iran von künftigen Attacken abzuschrecken. "Die Vereinigten Staaten werden weiterhin alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unser Volk und unsere Interessen überall auf der Welt zu schützen", erklärte das Pentagon weiter.
Trump selbst hatte zuvor auf Twitter lediglich das Bild einer US-Flagge verbreitet - ohne Kommentar.
Revolutionsgarden
Soleimani ist der prominenteste Vertreter und das bekannteste Gesicht des iranischen Militärs im Ausland. Die Al-Quds-Brigaden gehören zu den Revolutionsgarden (IRGC), einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte. Soleimani tauchte sowohl im Irak als auch im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien immer wieder an der Seite von schiitischen Milizen auf, die vom Iran unterstützt werden. Sein Tod bedeutet einen neuen Höhepunkt im Konflikt zwischen den USA und dem Iran.
In der Nähe von Bagdads Flughafen waren drei Raketen eingeschlagen, wie die irakischen Sicherheitskräfte erklärten. Dabei seien mehrere Menschen verletzt worden und zwei Fahrzeuge in Brand geraten. Die Raketen gingen demnach nahe der Halle für Luftfracht herunter. Der irakischen Nachrichtenseite Al-Sumaria zufolge schlugen die Raketen nahe einem Sicherheitscamp beim Flughafen ein.
Auch Stellvertreter tot
Bei dem Angriff kam nach Angaben der vom Iran unterstützten irakischen Volksmobilisierungskräfte auch deren stellvertretender Leiter Abu Mahdi al-Muhandis ums Leben. Den getöteten al-Muhandis hatte US-Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch beschuldigt, einer der Verantwortlichen für den Sturm auf die US-Botschaft in Bagdad gewesen zu sein. Er habe den Angriff auf die Botschaft zusammen mit drei anderen Männern organisiert.
Bereits am vergangenen Wochenende hatten die USA schiitische Milizen im Irak angegriffen. Als Reaktion darauf drangen am Dienstag Hunderte Demonstranten in Bagdads besonders gesicherte Grüne Zone ein, um die US-Botschaft zu stürmen. Mehrere Wachhäuschen wurden in Brand gesetzt, Mauern beschmiert und Brandsätze geworfen.
Sicherheitskräfte drängten die Demonstranten jedoch zurück, bevor sie auf das Botschaftsgelände gelangen konnten. Zur Abschreckung setzte das US-Militär auch Kampfhubschrauber ein und verlegte rund 100 Marineinfanteristen aus dem benachbarten Kuwait. Die USA machen den Iran für die Proteste verantwortlich. Die Führung in Teheran wies den Vorwurf vehement zurück.