Der beendete Austausch fand am Checkpoint Majorske nahe der ostukrainischen Frontlinie statt. Auf den Austausch hatten sich der russische Präsident Wladimir Putin und sein ukrainischer Amtskollege Wolodymyr Selenskyj vor rund drei Wochen in Paris verständigt.
Anfang September hatte es einen Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und Russland gegeben. Einen direkten Austausch zwischen Kiew und den von Moskau unterstützten prorussischen Rebellen in der Ostukraine hatte es zuletzt im Jahr 2017 gegeben.
Zu der Frage, wie viele Gefangene ausgetauscht wurden, machten beide Seiten im Anschluss unterschiedliche Angaben. Nach früheren Angaben sollten insgesamt 142 Menschen freikommen. Das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj teilte bei Twitter mit, 76 Gefangeneseien nun in Sicherheit. Medien berichteten, sie sollten nach Kiew geflogen werden. Die Separatisten erklärten laut Tass, 123 seien aus Kiew gekommen und 77 nach Kiew gebracht worden.
Ukrainische Medien berichteten, die pro-russischen Rebellen würden hauptsächlich Angehörige der ukrainischen Armee sowie inhaftierte Aktivisten und Journalisten freilassen. Auf Live-Aufnahmen, die vom ukrainischen Präsidentenbüro übertragen wurden, waren zwei Busse zu sehen, die auf einem von ukrainischen Soldaten bewachten Feld in der Nähe des Dorfes Odradivka, im von Kiew kontrollierten Gebiet, etwa zehn Kilometer von der Frontlinie entfernt, ankamen. Journalisten war der Zugang zu dem Gebiet nicht gestattet.
Die vereinbarte Waffenruhe ist brüchig
Die ukrainischen Truppen liefern sich seit 2014 Kämpfe mit den Separatisten im Donbass. Trotz einer vereinbarten Waffenruhe kommt es auch weiterhin vereinzelt zu Gefechten. Insgesamt wurden in dem Konflikt mehr als 13.000 Menschen getötet.
Die Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland sind angespannt. Die Ukraine und der Westen werfen der Regierung in Moskau vor, die Separatisten in der Ost-Ukraine finanziell und mit Waffen zu unterstützen, was Russland zurückweist. Zudem hat Russland 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektiert, was international nicht anerkannt wird.
Im April hatte Selenskyj bei der Präsidentenwahl einen Erdrutschsieg erzielt und versprochen, den Konflikt zu beenden. Für seinen Plan, dem Donbass einen Sonderstatus einzuräumen, hat der Präsident in seiner Heimat Kritik erfahren. Doch seine jüngsten Schritte sorgten auch für vorsichtigen Optimismus.
Auch das Treffen im sogenannten Normandie-Format im Dezember in Paris, an dem neben Putin und Selenskyj der französische Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahmen, sorgte für Zuversicht. Die vier Staaten bekräftigten dabei die Bedeutung des Abkommens von Minsk aus dem Jahr 2015, das auf einen Waffenstillstand und eine politische Lösung des Konflikt abzielt. In Paris war der Austausch nach der Formel "alle gegen alle" bis Ende Dezember vereinbart worden.