Im Sudan haben Christen zum ersten Mal seit Jahren wieder öffentlich Weihnachten gefeiert. Landesweit kündigten Kirchenglocken Gottesdienste an, nachdem die Übergangsregierung den ersten Weihnachtstag spontan zum Feiertag erklärt hatte, berichtete Kathpress am Donnerstag. In der Hauptstadt Khartum zogen die Bewohner laut lokalen Medienberichten in einem "Marsch für Jesus" durch die Straßen.
Die Interimsregierung, die nach dem Sturz von Langzeit-Präsident Omar al-Bashir im April an die Macht gekommen war, rief zum Zusammenhalt zwischen Sudans Religionsgemeinschaften auf. Ministerpräsident Abdalla Hamdok wandte sich in einer Weihnachtsbotschaft an Sudans Christen. Dabei betonte er laut der Zeitung "Khartoum Star", man wolle religiöse Vielfalt respektieren und "allen Sudanesen ermöglichen, ihr Leben in einer sicheren und würdevollen Umwelt zu führen".
Repressionen gegen Christen
Kurz zuvor hatte sich Sudans Minister für Religiöse Angelegenheiten, Nasr Aldin Mufarah, laut Berichten bei Sudans Christen für die "ungerechte" Behandlung durch das Bashir-Regime entschuldigt. Al-Bashir hatte den Sudan zu einem muslimischen Gottesstaat erklärt. Seit der Abspaltung des überwiegend christlichen Südsudans im Jahr 2011 klagten Sudans Christen vermehrt über Repressionen. Kirchen wurden geschlossen und Christen in Einzelfällen von Scharia-Gerichten zum Tod verurteilt.
Das Portal Sudan Tribune zitiert Religionsminister Mufarah nun mit den Worten: "Ich entschuldige mich für die Unterdrückung und das Leid, das euch heimsuchte, eure Heiligtümer zerstörte, euer Eigentum plünderte und ungerechterweise eure Anführer festnahm und anklagte."