Russlands Präsident Wladimir Putin läutet mit einer Pressekonferenz für Journalisten aus aller Welt am heutigen Donnerstag die Feiern zum 75. Jahrestag des Sieges über Hitlerdeutschland ein.
Der Kreml stellte das Medienereignis unter das Motto der Feierlichkeiten im kommenden Jahr. Zu den Siegesfeiern am 9. Mai werden Dutzende Staats- und Regierungschefs erwartet. Zugelassen sind 1.895 Journalisten, darunter auch unabhängige und kremlkritische Medien. Es dürften alle Fragen gestellt werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Erwartet werden Antworten zu dem von Menschenrechtlern beklagten Druck auf Andersdenkende und auf die Opposition in Russland. Kritiker werfen dem Kreml totalitäre Tendenzen vor.
Äußern dürfte sich Putin wohl nicht zuletzt zu dem in der russischen Gesellschaft viel diskutierten Thema der häuslichen Gewalt. Tausende Frauen und Kinder sterben jedes Jahr durch Angriffe von Männern zu Hause. Gegen ein erstmals nach westlichem Vorbild geplantes Gesetz gegen die Gewaltexzesse gibt es allerdings massive Proteste von orthodoxen Christen und ultrakonservativen Kräften.
Nach Kremlangaben bereitete sich der russische Präsident schon länger auf das weltweit beachtete Ereignis vor. Erwartet werden im internationalen Handelszentrum in Moskau auch Journalisten aus allen Teilen des Riesenreiches mit seinen elf Zeitzonen. Übertragen wird die Frage-Antwort-Runde live im Rundfunk und im Internet.
Politologen hatten zuletzt immer wieder deutlich gemacht, dass die Sehnsucht in Russland nach politischen Veränderungen groß sei. Umfragen zufolge sind viele Menschen zudem mit der wirtschaftlichen Lage unzufrieden. Sie beklagen etwa Stagnation und geringe Einkommen.
Präsident Putin ist in diesem Jahr seit 20 Jahren an der Macht - zeitweilig auch in der Funktion des Regierungschefs. Seine laut Verfassung vorerst letzte mögliche Amtszeit als Präsident dauert bis 2024. Heiß diskutiert wird in Russland, ob der 67-Jährige das Zepter der Macht an einen Nachfolger übergibt - oder weiter im Amt bleibt. Möglich wäre das zum Beispiel über eine Verfassungsänderung. Der Kreml hatte zuletzt betont, dass vor Putin noch sehr viel Arbeit liege - und es zu früh sei, über das Jahr 2024 zu sprechen.