Wegen der Proteste gegen die geplante Pensionsreform der französischen Regierung müssen Reisende in Frankreich auch am Wochenende mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF teilte Samstag früh mit, nur 15 Prozent der Vorortzüge würden zirkulieren. Der Nahverkehrsgesellschaft RATP zufolge bleiben zudem neun Metro-Linien geschlossen.
An den Flughäfen hingegen soll sich die Lage nach Angaben der Flugaufsichtsbehörde DGAC beruhigen. Demnach kann es aber noch zu Verspätungen und Beeinträchtigungen im Flugverkehr kommen.
Für Samstagnachmittag ist in Paris eine Demonstration gegen Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse geplant, die jedes Jahr am ersten Samstag im Dezember stattfindet. Außerdem wollen Anhänger der "Gelbwesten"-Bewegung erneut auf die Straße gehen.
Hunderttausende auf den Straßen
In Frankreich gehen seit Donnerstag Hunderttausende Menschen gegen die von der Regierung geplante Pensionsreform auf die Straße. Am Donnerstag protestierten nach Behördenangaben mehr als 800.000 Demonstranten, die Gewerkschaft CGT zählte 1,5 Millionen Teilnehmer. Zugleich legte ein Generalstreik das öffentliche Leben weitgehend lahm. Die Proteste waren deutlich größer als die gegen den Reformkurs von Präsident Emmanuel Macron auf dem Höhepunkt der "Gelbwesten"-Krise vor rund einem Jahr.
Fortgesetzte Streiks bei der französischen Bahn, an Flughäfen und im Pariser Nahverkehr führten auch am Freitag zu erheblichen Beeinträchtigungen für Berufspendler und Reisende. Trotz der Massenproteste will die Regierung in Paris an ihrer geplanten Pensionsreform festhalten. Die neuen Maßnahmen würden jedoch "schrittweise" und "ohne Härte" eingeführt, sagte Premierminister Edouard Philippe am Freitag. Die Regierung werde mit den Gewerkschaften zusammenarbeiten, um ein für alle Branchen geltendes, "gerechteres" System einzuführen, sagte er. Dieses werde an die Stelle der bisher für verschiedene Branchen geltenden 42 Systeme treten.
Für kommenden Dienstag riefen die Gewerkschaften zu neuen Streiks und Massenprotesten auf.