Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die deutsche Rolle in der Eurozone als "nicht haltbar" bezeichnet. "Sie sind die großen Gewinner der Eurozone, und selbst ihrer Funktionsstörungen", sagte Macron der britischen Zeitschrift "The Economist" in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. "Der deutsche Apparat muss heute anerkennen, dass diese Situation nicht haltbar ist", betonte Macron.
Als "Tabu" für die Deutschen bezeichnete er "die Frage der Haushaltsanreize". Frankreich hatte die deutsche Bundesregierung angesichts der Haushaltsüberschüsse mehrfach zu Investitionen und zu einer Abkehr von der "schwarzen Null" aufgerufen. Bisher lehnt Berlin einen Kurswechsel aber ab.
Bei dem Interview im Pariser Elysee-Palast äußerte Macron auch Zweifel an der Drei-Prozent-Grenze der EU für die Neuverschuldung in den Mitgliedstaaten. "Wir brauchen mehr Expansion, mehr Investitionen", forderte er. Die Debatte über die drei Prozent gehöre "in das vergangene Jahrhundert" und erlaube es der EU nicht, ihre Zukunft vorzubereiten.
NATO ohne Strategie
Außerdem bescheinigt Macron der NATO den "Hirntod". Es gebe "keinerlei Koordination bei strategischen Entscheidungen zwischen den USA und ihren NATO-Verbündeten", sagte Macron.
Zudem zeige das NATO-Land Türkei ein "unkoordiniertes, aggressives" Vorgehen in einem Bereich, in dem die Sicherheitsinteressen aller berührt seien. Damit spielte er auf die türkische Militäroffensive gegen die Kurden in Nordsyrien an.
Die Äußerungen Macrons kommen wenige Wochen vor dem NATO-Gipfel Anfang Dezember in London. In diesem Jahr feiert das Bündnis den 70. Jahrestag seiner Gründung.