Die Streitkräfte des südostasiatischen Inselstaats waren wegen möglicher neuer Anschläge des "Islamischen Staats" (IS) am Montag in Alarmbereitschaft. Ein Militärsprecher, Brigadegeneral Edgard Arevalo, sagte: "Wir erwarten, dass sein Tod negative Auswirkungen auf die Führerschaft von Terroristen in verschiedenen Teilen der Welt hat." Baghdadi wurde nach US-Angaben am Wochenende bei einer amerikanischen Kommandoaktion in Syrien getötet.
Auf den Philippinen sind IS-Verbündete wie die Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv, die in den vergangenen Jahren vor allem durch die Entführung von ausländischen Touristen Schlagzeilen machte. Die Großstadt Marawi im Süden des Landes war 2017 fünf Monate lang unter Kontrolle von Islamisten, bis die philippinische Armee sie zurückerobern konnte. Auf der Insel Mindanao gilt deshalb immer noch das von Präsident Rodrigo Duterte verhängte Kriegsrecht.
Einsatz läuft weiter
Nach dem Tod von IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi läuft der Einsatz in Syrien gegen hochrangige Vertreter der Terrormiliz "Islamischer Staat" weiter. Der Kommandant der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mazloum Abdi, sprach auf Twitter von "andauernden Operationen, um IS-Anführer zu jagen". Ziel eines Einsatzes nach dem Tod Baghdadis sei Abu al-Hassan al-Muhajir gewesen, der Sprecher der Terrormiliz. Die Kurdenmiliz YPG, die die SDF dominiert, teilte mit, Muhajir sei getötet worden. Abdi schrieb, die SDF habe dem US-Militär Informationen für die Operation geliefert.
SDF-Sprecher Mustafa Bali teilte mit, die beiden US-geführten Operationen gegen Baghdadi und Muhajir hätten die oberste Führungsebene des IS in Nordwest-Syrien "faktisch ausgeschaltet". Weitere IS-Anführer versteckten sich aber noch in der Gegend. Über die Identität Muhajirs ist wenig bekannt. In Fotos und Videos des IS soll er bisher nicht aufgetaucht sein, er gilt aber als einer von dessen wichtigsten Figuren. Muhajir hatte Anhänger und Sympathisanten im Westen in mehreren Audiobotschaften dazu aufgerufen, Anschläge zu verüben.
US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag den Tod von Baghdadi verkündet. Baghdadi sei bei einer Operation von US-Spezialkräften in Nordwestsyrien vor den Soldaten in einen Tunnel geflüchtet und habe eine Sprengstoffweste gezündet, sagte Trump im Weißen Haus. Er habe dabei auch drei Kinder mit in den Tod gerissen. Bei der Operation in der Nacht auf Sonntag seien auch zahlreiche IS-Kämpfer getötet worden. US-Soldaten hätten keine Verluste erlitten.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg lobte den Einsatz. Dieser sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die NATO bleibe dem Kampf gegen den gemeinsamen Feind verpflichtet. Der französische Innenminister Christophe Castaner warnte nach der Bekanntgabe von Baghdadis Tod vor Racheakten. Castaner forderte am Sonntag in einem Schreiben an die französische Polizei, in das die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte, erhöhte Wachsamkeit. Dies gelte insbesondere für öffentliche Veranstaltungen in den kommenden Tagen.
Trump sagte, Baghdadi sei in einen Tunnel geflüchtet, der keinen Ausgang gehabt habe. Er sei "winselnd und weinend und schreiend" gestorben. Experten hätten an Ort und Stelle mit DNA-Analysen die Identität Baghdadis bestätigt. US-Verteidigungsminister Mark Esper sagte dem Sender CNN, die US-Soldaten hätten Baghdadi aufgefordert, sich zu ergeben. Der IS-Chef habe das verweigert.
Die Kommandoaktion erfolgte nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Ort Barisha in der Provinz Idlib, dem letzten großen Rebellengebiet in Syrien. Der Ort liegt wenige Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Die US-Streitkräfte haben in der Region keine Präsenz.
Trump betonte, er halte an seinem Ziel fest, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen. "Wir wollen nicht für die nächsten 200 Jahre Soldaten zwischen Syrien und der Türkei behalten." Zunächst würden die US-Truppen aber die Ölfelder im Osten Syriens sichern.
Außenpolitischer Erfolg für Trump
Mit dem Tod Baghdadis ist Trump ein seltener außenpolitischer Erfolg gelungen. Trump steht seit Wochen unter Beschuss, weil er die US-Truppen aus dem nordsyrischen Grenzgebiet zur Türkei abgezogen hat. Damit ebnete er den Weg für eine türkische Offensive gegen die YPG in der Region. Trump wurde auch aus seiner eigenen Republikanischen Partei vorgeworfen, die mit den USA im Kampf gegen den IS verbündete Kurdenmiliz im Stich gelassen zu haben.
Mit dem von den USA ausgesetzten Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 22 Millionen Euro) war Baghdadi einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. Zuletzt hatte der IS im April ein Video verbreitet, in dem Baghdadi dem Westen mit Angriffen drohte.
Die Informationen über den Aufenthaltsort Baghdadis stammten offenbar aus dem Irak. Der irakische Geheimdienst habe das Versteck des IS-Chefs lokalisiert, teilten die irakischen Sicherheitskräfte am Sonntag in Bagdad mit. Die US-Streitkräfte hätten ihren Militäreinsatz "auf dieser Basis" ausgeführt.