Die USA wollen mit verstärkter militärischer Präsenz die Ölfelder im Nordosten Syriens vor der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) schützen. Unterdessen begannen russische Soldaten ihre Patrouillen im türkisch-syrischen Grenzgebiet, wie sie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einem Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in Sotschi beschlossen hatte.
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums erklärte am Donnerstag, die USA wollten mit "zusätzlichen militärischen Mitteln" und "in Koordination" mit den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) ihre Position in der Region verstärken. Damit solle verhindert werden, dass die Ölfelder wieder in die Hände des IS oder "anderer destabilisierender Akteure" fielen.
Vor IS schützen
Beim Kampf gegen die IS-Jihadisten sei die Einnahme der Ölfelder im Osten Syriens einer der größten Erfolge gewesen, sagte der Pentagon-Vertreter. Es müsse sichergestellt werden, dass der Islamische Staat auch künftig keinen Zugang zu dem Öl als Finanzierungsquelle für seine Aktivitäten gewinne. Nähere Angaben zu dem militärischen Engagement der USA macht der Pentagon-Vertreter indes nicht.
Die USA hatten erst kürzlich Truppen aus Nordsyrien abgezogen. Damit ermöglichten sie eine türkische Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in der Region. US-Präsident Donald Trump sagte dann am Mittwoch, eine "kleine Zahl von Soldaten" werde in der Region bleiben, um die Ölfelder zu schützen.
Das US-Militär bereitet laut dem einflussreichen Senator Lindsey Graham einen Gesamtplan für Syrien vor, der verhindern solle, dass der IS dort wieder Fuß fasse, sagte der Republikaner am Donnerstag nach einem Gespräch mit den Stabschefs im Weißen Haus.
Der UNO-Sonderbeauftragte für Syrien, Geir Pedersen, betonte am Donnerstag, die nun gestarteten türkisch-syrischen Patrouillen in der Grenzregion seien nur eine temporäre Lösung. Die gemeinsamen Patrouillen sollten "vorübergehend sein", sagte Pedersen der Schweizer Nachrichtenagentur SDA. Darüber gebe es "keine Meinungsverschiedenheiten".
Die Türkei hatte am 9. Oktober eine Militäroffensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien gestartet. Die YPG-Miliz stellt die Mehrheit der Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die gegen die IS-Jihadistenmiliz gekämpft hatte. Die Türkei betrachtet die YPG-Miliz aber als Bedrohung, da sie eng mit den Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei verbunden ist.
Am Donnerstag forderte Erdogan von den USA eine Auslieferung von SDF-Kommandant Mazloum Abdi. Dieser sei ein "Terrorist", sagte der Präsident dem staatlichen türkischen Sender TRT. "Amerika muss diesen Mann übergeben."
Trump hatte zuvor auf Twitter erklärt, ein Telefonat mit Abdi geführt und das Gespräch "wirklich genossen" zu haben. "Er schätzt, was wir getan haben, und ich schätze, was die Kurden getan haben." US-Senatoren riefen zudem diese Woche das US-Außenministerium auf, Abdi schnell ein Visum auszustellen, damit er in die USA reisen und mit Regierungsvertretern über die Lage in Syrien beraten könne.
Unterdessen hielt die Kritik am türkischen Vorgehen in Nordsyrien an. Der Chef der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Rolf Mützenich, stellte die NATO-Mitgliedschaft der Türkei infrage. "Jeder muss für sich selbst prüfen, ob er noch Teil der NATO sein kann und will", sagte Mützenich den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Das gilt auch und gerade für die Türkei." Die Invasion der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien sei keineswegs durch das Selbstverteidigungsrecht gedeckt.
Der deutsche Außenminister Heiko Maas äußerte sich indes erneut skeptisch über den Plan von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) für eine internationale Schutztruppe in Nordsyrien. "Ehrlich gesagt, außerhalb von Deutschland diskutiert im Moment kein Mensch über eine Schutzzone", sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Entscheidend sei, ob Deutschland internationale Partner für eine solche Mission finde - und "bislang hat noch keiner der Angefragten gesagt, er würde sich beteiligen".