Die türkische Armee und ihre syrischen Verbündeten haben am Sonntag nach Angaben von Aktivisten die Grenzstadt Tall Abyad von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten erobert. Es sei die größte Stadt, die sie seit Beginn der Offensive am Mittwoch eingenommen hätten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Auch die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete die Einnahme des Stadtzentrums.
Merkel fordert "umgehende Beendigung"
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zum Stopp der Militäroffensive im Nordosten Syriens aufgefordert. Die Kanzlerin habe sich am Sonntag in einem Telefonat mit Erdogan für eine "umgehende Beendigung der Militäroperation" ausgesprochen, teilte eine Regierungssprecherin mit.
Auch die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer kritisierte die Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien scharf und drohte mit Konsequenzen, sollte der NATO-Partner dauerhaft zur Besatzungsmacht werden wollen. In einem solchen Fall müssten die NATO-Länder der Türkei eine "klare Antwort" geben, sagte sie am Sonntag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Saarbrücken.
Es sei ein "verheerendes Signal" an die Kurden, dass die USA der Türkei freie Hand für ein Vorrücken eigener Truppen in Nordsyrien gelassen habe, kritisierte sie auch die Vereinigten Staaten. Die CDU-Chefin erinnerte daran, dass die auch von Deutschland ausgebildeten kurdischen Kämpfer die Hauptlast im Kampf gegen die radikalislamische Miliz IS getragen hätten. Nun werde das Signal ausgesandt: "Jetzt lasst ihr uns im Stich."
Seit Beginn der Offensive am Mittwoch wurden nach Zählungen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mindestens 52 Zivilisten getötet. Die Aktivisten erklärten zudem am Sonntag, dass seitdem mehr als 100 Kämpfer in Reihen der SDF und mehr als 70 Kämpfer der mit der Türkei verbündeten Milizen sowie acht türkische Soldaten ums Leben gekommen seien.