EU-Ratspräsident Donald Tusk hat dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einen Erpressungsversuch vorgeworfen, nachdem dieser den Europäern wegen ihrer Kritik an der türkischen Offensive in Nordsyrien mit einer Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge gedroht hatte.
Die EU werde "niemals akzeptieren, dass Flüchtlinge zu Waffen gemacht und benutzt werden, um uns zu erpressen", sagte Tusk am Freitag bei einem Besuch beim EU-Mitglied Zypern.
"Daher betrachte ich die Drohungen von Präsident Erdogan gestern als völlig verfehlt", sagte Tusk. Die Türkei müsse verstehen, dass die Hauptsorge der EU sei, dass die türkische Offensive "zu einer weiteren humanitären Katastrophe führt". Die Türkei hatte am Mittwoch eine lange angedrohte Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien gestartet. Bei den EU-Staaten stieß dies auf breite Kritik.
Erdogan drohte den EU-Staaten daraufhin, die Grenzen für syrische Flüchtlinge zu öffnen, sollten sich die EU-Staaten nicht mehr zurückhalten. "Wenn ihr unsere Operation als Invasion darzustellen versucht, ist unsere Aufgabe einfach: Wir werden die Türen öffnen und 3,6 Millionen Menschen werden zu euch kommen", sagte Erdogan bei einer Rede in Ankara. Er hatte schon zuvor mit der Öffnung der Grenzen gedroht, sollte die EU die Türkei nicht mehr unterstützen