Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die internationale Gemeinschaft vor einer weiteren Eskalation im Konflikt mit dem Iran gewarnt. "Wenn die Welt keine starken und entschlossenen Maßnahmen ergreift, um den Iran abzuschrecken, dann werden wir weitere Eskalationen sehen, die die Interessen der Welt bedrohen werden", so der Kronprinz in einem Interview mit dem US-Sender CBC News
"Die Ölversorgung wird unterbrochen und die Ölpreise werden auf unvorstellbar hohe Zahlen steigen, die wir in unserem Leben noch nicht gesehen haben", sagte der saudische Kronprinz in dem am Sonntag ausgestrahlten Interview.
Mitte September hatten mehrere Raketen und Drohnen zwei der wichtigsten Ölanlagen im Osten Saudi-Arabiens getroffen. In der Folge brach die saudische Ölproduktion drastisch ein, die Ölpreise schossen auf dem Weltmarkt in die Höhe. Frankreich, Deutschland und Großbritannien waren vergangene Woche der US-Einschätzung gefolgt, dass Teheran für die Attacke Verantwortung trage. Ursprünglich hatten sich die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen im Jemen zu dem Angriff bekannt, was von den USA jedoch als falsches Bekenntnis gewertet wurde. Teheran jedoch weist die Vorwürfe zurück.
Herz der Energieindustrie
Der Angriff habe nicht das Herz der saudischen Energieindustrie, sondern das Herz der globalen Energieindustrie getroffen, sagte Kronprinz Salman. Er fügte aber hinzu: "Eine politische und friedliche Lösung ist viel besser als eine militärische." Alle wollten einen neuen Deal mit dem Iran, Teheran aber wolle nicht an den Verhandlungstisch. Wenn der Iran damit aufhören würde, die Houthis im Jemen zu unterstützen, wäre eine politische Lösung viel leichter zu erreichen - lieber heute als morgen.
Saudi-Arabien war im März 2015 mit weiteren arabischen Staaten in den Krieg im südlichen Nachbarland Jemen eingetreten. Das sunnitische Königreich will den Einfluss seines schiitischen Erzrivalen Iran, der die Houthis unterstützt, zurückdrängen. Kronprinz Salman zeigte sich optimistisch, einen Friedensvertrag zu erreichen. "Wenn ich ein Pessimist wäre, dann sollte ich meinen Posten verlassen und woanders arbeiten."
Khashoggi-Mord
Darüber hinaus übernahm bin Salman die "volle Verantwortung" für die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul im Oktober 2018. Allerdings wies er den Vorwurf zurück, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. "Absolut nicht", antwortete er auf die entsprechende Frage. Als ein Anführer Saudi-Arabiens aber trage er die Verantwortung für den Mord, fügte er hinzu. "Das war ein abscheuliches Verbrechen." Journalisten stellten für sein Land keine Bedrohung dar.
Der Mord an Khashoggi hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Ein UN-Sonderbericht hatte eine direkte mögliche Verbindung zu Kronprinz Salman hergestellt.
Khashoggi lebte in den USA und war Kolumnist der "Washington Post". Er wurde im saudischen Konsulat in Istanbul in der Türkei von einem saudischen Spezialkommando getötet, als er Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte. Die saudische Regierung hat den Mord eingeräumt, weist aber jeden Vorwurf zurück, das Königshaus könne involviert gewesen sein.