Bei dem anonymen US-Informanten in der Ukraine-Affäre um Präsident Donald Trump handelt es sich nach Informationen der "New York Times" um einen Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes CIA. Die Zeitung berief sich am Donnerstag auf drei verschiedene Quellen, welchen die Identität des Informanten bekannt sei. Der Mann sei zeitweise in das Weiße Haus abgestellt gewesen, dann aber zur CIA zurückgekehrt.
Die am Donnerstag veröffentlichte Beschwerde des Geheimdienstarbeiters über Trumps Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am 25. Juli deute darauf hin, dass der Informant ein ausgebildeter Geheimdienstanalyst sei, schrieb die Zeitung ferner. Diese Experten fügen Informationen aus verschiedenen Quellen zusammen, um etwa mögliche Sicherheitsbedrohungen für die USA zu erkennen.
US-Gesetze schützen den Informanten
Laut "New York Times" lässt sich aus dem Beschwerdetext auch ableiten, dass der Informant über weitreichende und detaillierte Kenntnisse der Osteuropapolitik der Vereinigten Staaten verfügt. Die Identität des Mannes ist durch US-Gesetze geschützt, die Regierungsmitarbeiter dazu ermutigen sollen, über schweres Fehlverhalten ihrer Vorgesetzten zu berichten.
Der Geheimdienstmitarbeiter hatte mit seiner über offizielle Kanäle übermittelten Beschwerde die Ukraine-Affäre ins Rollen gebracht. Bis zur jetzigen Veröffentlichung seiner Beschwerde waren daraus allerdings keine Details bekannt gewesen.
In dem Telefonat, um das es in der Beschwerde ging, hatte Trump von Selenskyj Ermittlungen gegen den früheren US-Vizepräsidenten Joe Biden, einen der Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten im Jahr 2020, sowie dessen Sohn Hunter Biden erbeten.
Telefonat war Anstoß für Ermittlungen
Der Biden-Sohn arbeitete früher für ein ukrainisches Gasunternehmen, in dem es Korruptionsfälle gegeben haben soll. Trump behauptet ohne Präsentation irgendwelcher Belege, dass Biden als Vizepräsident auf die Absetzung des damaligen ukrainischen Generalstaatsanwalts hingewirkt habe, um seinen Sohn vor Korruptionsermittlungen zu schützen.
In seiner Beschwerde teilte der anonyme Informant mit, mehrere ranghohe Mitarbeiter des Weißen Hauses hätten sich nach dem Telefonat bemüht, "alle Aufzeichnungen" darüber unter Verschluss zu halten. Mehrere US-Regierungsmitarbeiter vertraten nach seinen Angaben die Ansicht, dass Trump "die Macht seines Amtes nutzt, um die Einmischung eines ausländischen Landes bei der US-Wahl 2020 zu erbitten".
Wegen der Ukraine-Affäre und anderer Vorwürfe des Machtmissbrauchs wollen die Demokraten eine parlamentarische Untersuchung zu einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen Trump führen. Der Präsident bezeichnet dies als "Hexenjagd".
Trump erwägt Klage
Zudem hat Trump die Bereitschaft signalisiert, gegen ein von den Demokraten erwogenes Amtsenthebungsverfahren juristisch vorzugehen. "Was ... die Demokraten diesem Land antun, ist eine Schande und sollte nicht erlaubt sein", sagte Trump. "Es sollte einen Weg geben, das zu stoppen, vielleicht juristisch durch die Gerichte." Trump äußerte sich nach seinem Rückflug aus New York, wo er an der UN-Vollversammlung teilgenommen hatte. Dort sagte er laut einem Zeitungsbericht gegenüber Vertretern der US-Botschaft bei der UNO, er wolle die Identität des Whistleblowers in Erfahrung bringen. Der Informant sei "nahe dran an einem Spion", sagte Trump der "New York Times" zufolge.
Früher sei mit Spionen anders umgegangen worden, fügte Trump demnach hinzu. Die Zeitung berief sich auf eine Person, die aufgrund von Mitschriften über die Äußerungen des Präsidenten informiert war. Zuvor war Trump in der Ukraine-Affäre durch die am Donnerstag veröffentlichten Aussagen des Whistleblowers weiter unter Druck geraten.