Im Rahmen des US-Vorwahlkampfs der Demokraten konnte Ex-Vizepräsident Joe Biden diese Woche bei der dritten großen TV-Debatte seine Führungsposition verteidigen. Gab es einen klaren Aufsteiger? US-Medien zufolge eher nicht. Sie zogen in den Tagen nach der jüngsten Debatte ein verhaltenes Resümee. Lichtblicke, wenn auch keine Überraschungen, gab es hingegen im Mittelfeld der Kandidaten.

Zum ersten Mal mussten sich diesen Donnerstag im texanischen Houston die zehn in den Umfragen am weitesten vorne liegenden Kandidaten der Demokraten gemeinsam den Fragen der TV-Moderatoren stellen. Das noch weite Kandidatenfeld der Vorwahl wurde dadurch zum ersten Mal auf ein überschaubares Maß zusammengedampft. Lang erwartet war dabei vor allem die Konfrontation zwischen dem in den Umfragen vorne liegenden Joe Biden sowie Elizabeth Harris und Bernie Sanders, die ihm knapp auf den Fersen sind.

"Biden steckt Hiebe ein, aber steht weiter"

"Die Top-Kandidaten mussten ein paar Schläge einstecken, aber keine kräftigen", kommentierte die "Los Angeles Times". Die Rahmenbedingungen dürften sich für die demokratischen Kandidaten der Wahl "nicht merklich ändern". Das dürfte wohl zulasten der Kandidaten gehen, die derzeit nicht in der Nähe der Umfragenspitzenplätze liegen. "Einigkeit im Bezug auf Trump, aber sonst wenig Neues", kommentierte auch die "Washington Post".

"Biden steckt Hiebe ein, aber steht weiter", betitelte "USA Today" die Performance des Ex-Vizepräsidenten. "Biden dominierte große Teile des Abends", konstatierte auch der "Chicago Tribune" und lobte seine "knackigen und aggressiven Antworten" im Gegenzug zu vorherigen Debatten. Biden nahm vor allem die Pläne der Gesundheitspolitik von Warren und Sanders aufs Korn. Die Verfolger hätten allerdings "ihren Boden verteidigt" meinte die "Washington Post".

Julián Castro, der Biden in Anspielung auf sein Alter auch persönlich attackierte, tat sich damit wohl keinen Gefallen, da waren sich US-Medien einig. Für die Zeitung "USA Today" war er einer der Hauptverlierer des Abends. Er wäre mit seiner Strategie der Attacke auf Biden "schlecht beraten gewesen", jedoch wäre es noch zu früh um zu urteilen, ob es ihm langfristig schaden würde.

Elizabeth Warren, die über den Sommer in den Umfragen leicht zulegen konnte, lieferte sich nicht den von US-Medien erhofften Schlagabtausch mit Joe Biden. Die "Washington Post" bezeichnete ihren Abend als "fehlerfrei". "Wer sich jedoch erwartet hätte, dass sie Biden entscheidend Schaden zufügen würde, wurde enttäuscht", so die Zeitung. "Warren hält sich zurück" untertitelte auch der "Philadelphia Inquirer".

Keinen großen Durchbruch im Mittelfeld

Lichtblicke, wenn auch keine großen Durchbruch, gab es im Mittelfeld der Kandidaten. Die Idee des Geschäftsmanns Andrew Yang, im Rahmen einer Lotterie für zehn Familien je 1.000 Dollar monatlich aus seinem Kampagnenbudget zu verschenken, sorgte für mediales Aufsehen. Für "USA Today" war er einer der Gewinner des Abends. Er konnte von seinem "Außenseiterstatus" profitieren, so die Zeitung. Yang hat im Gegenzug zu seinen Parteikollegen keine Politikerfahrung.

Der Texaner Beto O'Rourke erntete mit seiner Position zur verpflichtenden Abgabe von Schnellfeuerwaffen nicht nur von seinen Parteikollegen Applaus. Er bezog sich dabei insbesondere auf das Massaker Anfang September in seine Heimatstadt El Paso. Der "Houston Chronicle" bezeichnete es als "seine große Nacht", die "Dallas Morning News" untertitelte "O'Rourke geht auf".

Die kalifornische Senatorin Kamala Harris, die in den vergangen Umfragen deutlich abgebaut hatte, konnte bei der dieswöchigen Debatte wenig Boden gut machen. Die "New York Post" befand sie sowie Podiumskollegin Amy Klobuchar aus dem US-Staat Minnesota als "de facto unsichtbar".