Häfen im Westen Indiens sind in Alarmbereitschaft versetzt worden, weil pakistanische Einheiten nach indischen Geheimdienstinformationen Unruhen oder einen Angriff planten. Die indische Küstenwache habe informiert, dass Kommandotrupps des Nachbarlandes in den Golf von Kachchh eingedrungen seien, berichtete der Betreiber Adani eines der größten indischen Frachthäfen in Gujarat am Donnerstag.
Es solle sich auch um pakistanische Kampftaucher handeln. Sicherheitskräfte hielten nach Verdächtigen Ausschau, teilten Behörden mit. Alle Häfen des indischen Unionsstaats Gujarats sind örtlichen Medien zufolge in Alarmbereitschaft. Schiffsführer sollten höchste Sicherheitsmaßnahmen ergreifen und wachsam sein.
Die Berichte fallen in eine Zeit großer Spannungen zwischen den Atommächten Indien und Pakistan. Indiens Regierung hatte Anfang August dem auch von Pakistan beanspruchten Unionsstaat Jammu und Kaschmir die Teilautonomie entzogen. Seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien haben beide Staaten bereits zwei Kriege um die Region geführt.
Der frühere Status sicherte der indisch kontrollierten Kaschmirregion eine eigene Verfassung und weitgehende politische Rechte zu. Mit der Neuregelung will Neu-Delhi die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Region stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Um Proteste zu verhindern, engen Zehntausende Soldaten die Bewegungsfreiheit der Menschen ein. Auch Internet- und Telefonverbindungen sind seit mehr als drei Wochen stark eingeschränkt.
Pakistan reagierte auf die Berichte aus Indien zunächst nicht. Das Land überlegt weiter, als Reaktion auf die Aberkennung des Sonderstatus seinen Luftraum zu schließen, wie ein Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag sagte. Es war zunächst nicht klar, ob eine mögliche Schließung den gesamten Luftraum oder nur indische Fluglinien betreffen würde. Islamabad hatte in den vergangenen Woche bereits die diplomatischen Beziehungen zu Neu-Delhi eingeschränkt und den bilateralen Handel eingestellt.
Imran Khan ruft zu Protest auf
Pakistans Ministerpräsident Imran Khan rief am Donnerstag seine Mitbürger über Twitter zu einer Protestaktion auf. Er wolle, dass alle Pakistanis am Freitag eine halbe Stunde auf die Straße gingen, um ihre Solidarität mit den Bewohnern des indisch-kontrollierten Kaschmirs auszudrücken. "Wir müssen Kaschmir eine starke Botschaft senden, dass unsere Nation entschlossen hinter ihm steht." Er selbst wolle einen Protest vor dem Parlament in Islamabad anführen, hieß es. Die Idee wurde in pakistanischen sozialen Medien teils mit Verwunderung und Spott aufgenommen. "Wenn Modi auf unseren 30-minütigen Protest mit einem einstündigen Protest antwortet, was ist dann unsere Antwort? - Eineinhalb Stunden?", fragte ein Facebook-Nutzer.
Khan telefonierte am Mittwoch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Dieser betonte, dass Indien und Pakistan die Krise in einem bilateralen Dialog lösen müssten. Macron sagte, dass alle Beteiligten eine Verschärfung der Krise verhindern müssten, wie der Elyseepalast mitteilte. Macron hatte bereits vergangene Woche bei einem Treffen mit dem indischen Premier Narendra Modi für eine friedliche Lösung des Konflikts geworben.
In den vergangenen Tagen berichteten indische Medien zudem, dass auch Sicherheitskräfte im südindischen Unionsstaat Tamil Nadu in Alarmbereitschaft seien, weil pakistanische Milizen der Gruppe Lashkar-e-Taiba eingedrungen seien.