Im Norden droht die nächste diplomatische Verstimmung zwischen den USA und einem europäischen Land. Islands Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir ließ am Donnerstag wissen, sie habe keine Zeit für ein Anfang September geplantes Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence. Politische Beobachter vermuten einen Zusammenhang mit Plänen der USA, ihre ehemalige Luftwaffenbasis Keflavik wieder aufzubauen.
Dies wies Jakobsdottir in einem Rundfunkinterview allerdings zurück. Sie habe seit längerem ihre Teilnahme an einem Nordischen Gewerkschaftstreffen in Schweden zugesagt, die sie nicht absagen möchte.
Angefacht wurden die Spekulationen über ein mögliches anderes Motiv für die Absage unter anderem dadurch, dass bei der Bekanntgabe des für 4. September geplanten Besuchs des US-Präsidenten, die isländische Regierung als Arbeitsthemen Handelsfragen und allgemeine Zusammenarbeit aufzählte, während Pence in seiner gleichzeitigen Aussendung die "strategische Bedeutung der Arktis" und "Bemühungen der NATO, der russischen Aggression" in der Region zu begegnen an erster Stelle nannte.
Die USA haben angekündigt, ihre ehemalige, 2006 aus Kostengründen geschlossene Militärbasis auf der unweit der Hauptstadt Reykjavik gelegenen Halbinsel Keflavik bis 2023 gerne wieder aufbauen würden. Island verfügt über kein eigenes Militär, ist aber Mitglied der NATO.
Die Grünen, deren Vorsitzende Jakobsdottir ist, befürworten grundsätzlich einen Austritt Islands aus dem nordatlantischen Militärbündnis, während im Koalitionsprogramm mit der konservativen Unabhängigkeitspartei und der liberalen Fortschrittspartei ein vorläufiger Verbleib in der NATO vereinbart ist.