"Jede Sekunde, die vergeht, rückt die Explosion dieser Bombe näher. Entweder jemand schneidet jetzt das rote Kabel durch und deaktiviert sie, oder die 'Open Arms' wird explodieren", warnte Kapitän Marc Reig mit Blick auf eine drohende Eskalation der Lage an Bord.
Derzeit sind noch 134 Migranten auf dem vor der italienischen Insel Lampedusa liegenden Schiff, zum Teil harren sie seit mehr als zwei Wochen auf engstem Raum aus. Die "Open Arms" befindet sich seit Donnerstag in unmittelbarer Nähe von Lampedusa, darf wegen des harten Kurses des rechten italienischen Innenministers Matteo Salvini aber nicht anlegen.
"Warum? Warum?"
Der spanische Fernsehsender RTVE zeigte am Samstag Bilder erschöpfter und aufgebrachter Migranten, die Land sehen, dieses aber nicht betreten dürfen. "Warum? Warum?", rief ein Mann immer wieder. Kapitän Reig versuchte, ihn und andere resignierte Migranten zu beruhigen.
"Die Menschen verlieren die Geduld und sind sehr nervös", sagte eine Reporterin an Bord. Es sei schwer zu ertragen, die nur 800 Meter entfernte Insel nicht betreten zu dürfen. Einige Migranten hätten gedroht, ins Wasser zu springen.
Salvini will nicht nachgeben
Salvini twitterte unterdessen, er werde nicht nachgeben. "In den vergangenen 16 Tagen hättet ihr in aller Ruhe nach Spanien fahren können", schrieb er mit Blick auf die spanische Herkunft der NGO Proactiva Opern Arms. Sechs EU-Länder, darunter Deutschland und Spanien, hatten sich zuletzt bereit erklärt, Migranten zu übernehmen. Dennoch darf die "Open Arms" bisher nicht in den Hafen einfahren.
Südlich von Sizilien wartete auch das Rettungsschiff "Ocean Viking" mit 356 Migranten auf die Erlaubnis, in einen sicheren Hafen fahren zu können. Die Organisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen hatten diese Menschen in mehreren Einsätzen in Sicherheit gebracht.