Im Streit um den Anfang Juli in Gibraltar festgesetzten iranischen Öltanker "Grace 1" haben die USA eine fortdauernde Beschlagnahmung des Schiffes beantragt. Das teilte der zuständige Staatsanwalt am Donnerstag während einer Gerichtsanhörung in Gibraltar mit, in der eigentlich über die Freigabe des Tankers hätte entschieden werden sollen.
Das Oberste Gericht vertagte seine Entscheidung über die Zukunft der "Grace 1" den Nachmittag. Auf welcher Grundlage die USA den Antrag stellten, erklärte Staatsanwalt Joseph Triay nicht. Er sprach lediglich von "gegenseitiger juristischer Unterstützung" zwischen Großbritannien und den USA.
Der Vorsitzende Richter Anthony Dudley erklärte, der iranische Tanker hätte das britische Überseegebiet ohne den US-Antrag nach der Gerichtsanhörung verlassen dürfen. Der indische Kapitän und drei Besatzungsmitglieder der "Grace 1" wurden nach Angaben eines Regierungssprechers vom Donnerstag offiziell freigelassen. Sie befanden sich bereits zuvor gegen Kaution auf freiem Fuß.
Großbritannien hatte die mit iranischem Erdöl beladene "Grace 1" am 4. Juli mit der Begründung festgesetzt, dass sie im Verstoß gegen EU-Sanktionen Erdöl nach Syrien transportieren wollte. Der Iran bestreitet, dass sich der Tanker auf dem Weg nach Syrien befand. Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei bezeichnete die Festsetzung des Tankers durch Großbritannien als "Piraterie".
Der Streit hatte die Spannungen mit dem Iran noch verschärft. Zwei Wochen nach der Festsetzung der "Grace 1" setzte der Iran im Persischen Golf ein britisches Schiff fest. Seit Anfang des Monats beteiligt sich Großbritannien an der "internationalen maritimen Sicherheitsmission" der USA in der Golfregion.