Der Sieger der zwei TV-Duelle der Demokraten, die diese Woche an zwei Abenden in Detroit im Bundestaat Michigan stattgefunden haben, steht fest: der amtierende amerikanische Präsident Donald Trump.
Die 20 Demokraten, die sich um die Nominierung für die Kandidatur zur U.S. Präsidentschaftswahl im November 2020 bewerben, illustrierten mit ihren Auftritten am Dienstag- und Mittwochabend ungewollt die innere Zerrissenheit der Demokratischen Partei.
Auf der einen Seite stehen die Moderaten und das sogenannte Establishment der Partei, angeführt vom ehemaligen Vize-Präsidenten Joe Biden, der nach wie vor Spitzenreiter in allen Umfragen ist. Frei nach Bismarck, versteht Biden und seine Anhänger Politik als die Kunst des Möglichen.
Tiefe inhaltliche Kluft
Er will das jetzige System adoptieren aber nicht maßgeblich reformieren und mehr oder weniger die Politik Barack Obamas fortsetzen. Seine Reformpläne zum Gesundheitswesen, der Einwanderungspolitik, und dem Klimaschutz zeugen davon.
Auf der anderen Seite steht der progressive Flügel der Partei, angeführt von der Senatorin Elizabeth Warren und dem eigentlich Partei-unabhängigen Bernie Sanders, die in Umfragen jeweils an zweiter und dritter Stelle hinter Biden stehen.
Beide wollen das amerikanische politische System grundsätzlich reformieren. Sie treten zum Beispiel für eine völlige Verstaatlichung der Gesundheitsversicherungen, der Entkriminalisierung von illegalen Grenzübertritten, sowie ein Ende der Studiengebühren an staatlichen Universitäten ein.
Alle anderen Kandidaten sind thematisch irgendwo zwischen Biden und Warren, sowie Sanders zu finden. Grundsätzlich illustrierten die Debatten diese Woche aber, dass die Partei in den letzten Jahren stark nach Links gedriftet ist.
Das bietet vor allem gegen Joe Biden, der seit Jahrzehnten in der Politik ist und meistens mitte-rechts Positionen vertrat, eine breite Angriffsfläche.
Biden zeigte sich am Mittwochabend zwar standhafter als beim ersten TV-Duell in Miami vor ein paar Wochen, wo er von der Senatorin Kamala Harris heftig für seine Rassenpolitik attackiert wurde und ihr einen „Breakout“ Moment bescherte, dennoch konnte er sich nicht durchsetzen. Er verplappert sich mehrmals und wich Fragen aus.
Defizit an rhetorischem Geschick
Hiermit war er aber nicht alleine. Alle Kandidaten scheinen unter einem Defizit an rhetorischem Geschick und verbaler Standhaftigkeit zu leiden. So gut wie jeder Demokrat auf der Bühne versprach sich zumindest einmal, oder konnte seine eigenen Positionen nur schwer dem Publikum vermitteln.
Selbst rhetorische gewandtere Kandidaten wie Warren und Sanders kamen in die Bredouille, wenn es um Details ihrer Vorschläge ging. Aus jetziger Sicht hätte Trump mit jedem einzelnen Kandidaten leichtes Spiel in einem Wahlduell.
Der Hintergrund der Schwäche der Demokraten ist die fehlende Gesamtstrategie der Partei. Die Moderaten wollen Teile der weißen Arbeiterklasse und der unteren weißen Mittelschicht in den Swing States für sich gewinnen. Was dafür spricht: Im Wahlkollegium sind weiße Wähler noch immer überrepräsentiert.
Die Progressiven hingegen setzen auf die Mobilisierung von Nichtwählern, sowie eine starke Beteiligung von Minderheiten, um die Wahl im November 2020 für sich zu entscheiden. Untermauert wird dies von einer Identitätspolitik, dir vor allen von progressiven Aktivisten in den sozialen Netzwerken betrieben wird.
Wenn zwei Streiten freut sich bekanntlich immer ein Dritter. In diesem Fall profitiert Donald Trump von den internen Meinungsverschiedenheiten unter den Demokraten diese Woche, die auch in der nächsten TV-Debatte im September wohl nicht gelöst werden.