Im Rennen um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May nimmt Boris Johnson Kurs auf Downing Street. Er gilt als haushoher Favorit, Chef seiner Konservativen Partei und damit auch der Regierung zu werden. Nach einer jüngsten Umfrage unter Tory-Mitgliedern könnte der umstrittene Politiker mehr als 70 Prozent der Stimmen bekommen. Johnson ist nach eigenem Bekunden bereit, das Vereinigte Königreich auch ohne Austrittsvertrag aus der EU zu führen.
Seinem Konkurrenten, Außenminister Jeremy Hunt, werden nur geringe Chancen eingeräumt. Der proeuropäische Außenstaatssekretär Alan Duncan erklärte bereits seinen Rücktritt. "Es ist tragisch, dass wir genau in dem Moment, da wir die dominierende intellektuelle und politische Kraft in Europa und darüber hinaus sein könnten, jeden Tag unter der dunklen Wolke des Brexit arbeiten müssen", erklärte Duncan.
Am Wochenende hatten schon Finanzminister Philip Hammond und Justizminister David Gauke ihren Rücktritt für den Fall von Johnsons Sieg bei der parteiinternen Wahl angekündigt.
Bis Montag, 17 Uhr, konnten die 160.000 Tories ihre Stimme abgeben. Das Wahlergebnis wird am Dienstag in London bekanntgegeben, Mittwoch ist bereits die Ernennung des neuen Premierministers.
Zwar sei die Befragung mit Unsicherheiten behaftet, doch andere Umfragen seien zu ähnlichen Ergebnissen gekommen, heißt es auf der konservativen Webseite "Conservative Home". Dies weise darauf hin, dass "Johnson mit überwältigender Mehrheit gewinnen wird".