Carola Rackete rief unterdessen die EU zu einer Lösung für die Verteilung der im Mittelmeer geretteten Migranten auf. "Es ist mir sehr wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass es gar nicht um mich als Person gehen soll, sondern es sollte um die Sache gehen", so die deutsche Kapitänin in der sizilianischen Stadt Agrigent. "Wir haben Tausende von Flüchtlinge in einem Bürgerkriegsland, die dort eigentlich dringend evakuiert werden müssten. Und ich erwarte von der Europäischen Kommission insbesondere, dass sie sich möglichst schnell dazu einigt, wie diese Bootsflüchtlinge in Europa aufgeteilt werden sollen."
Nach einer mehrstündigen Befragung durch die Staatsanwälte von Agrigent erklärte Rackete, sie habe den Ermittlern die Hintergründe der Landung der "Sea-Watch 3" mit 40 Migranten an Bord am 29. Juni erklärt. Sie sei froh, dass sie den Staatsanwälten die Situation erklären konnte, sagte die Kapitänin, gegen die wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung sowie Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und gegen ein Kriegsschiff ermittelt wird, laut Medienangaben.
Protest gegen Kriminalisierung
Ihr Anwalt protestierte gegen die "Kriminalisierung" von NGOs, die im Mittelmeer Migranten retten. Gamberini warf Innenminister Matteo Salvini vor, ein Klima des Hasses zu nähren. Rackete hatte den Chef der rechtspopulistischen Partei Lega vergangene Woche wegen Verleumdung verklagt. Salvini hatte die 31-Jährige unter anderem als "Nervensäge" und "verbrecherische Kapitänin" bezeichnet und erklärt, Rackete habe "versucht, fünf italienische Soldaten zu töten".
Die 31-Jährige war am 2. Juli nach der Entscheidung einer Ermittlungsrichterin in der sizilianischen Stadt Agrigent aus dem Hausarrest entlassen worden. Noch ist unklar, ob sie in Italien bleiben wird.