US-Präsident Donald Trump hat einen Militärschlag gegen den Iran nach eigenen Angaben wegen der befürchteten Opfer abgesagt. Die vom US-Militär erwarteten 150 Todesopfer wären im Vergleich zum Abschuss einer US-Drohne durch den Iran "unverhältnismäßig" gewesen, teilte Trump am Freitag auf Twitter mit. Trump machte keine Angaben dazu, welche Ziele angegriffen werden sollten.
Der US-Präsident schrieb weiter: "Ich habe keine Eile." Das US-Militär sei einsatzbereit "und mit Abstand das beste in der Welt". Die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran zeigten Wirkung. Er betonte: "Der Iran kann NIE Atomwaffen haben." Trump verteidigte erneut seinen einseitigen Ausstieg aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran und kritisierte seinen Amtsvorgänger Barack Obama dafür, den Vertrag mit Teheran abgeschlossen zu haben.
Radarstationen im Visier
Die "New York Times" berichtete, Ziel des US-Militärschlags hätten Radarstationen und Raketenbatterien im Iran sein sollen. Die US-Militärplanungen verstärkten die Sorge, dass der Konflikt zwischen den USA und dem Iran in einem neuen Golfkrieg münden könnte.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich in der Nacht zum Donnerstag dramatisch zugespitzt, nachdem der Iran eine amerikanische Aufklärungsdrohne abgeschossen hatte. Über den genauen Abschussort machen der Iran und die USA unterschiedliche Angaben. Die US-Regierung spricht davon, dass das 130 Millionen Dollar teure unbemannte Flugzeug über internationalen Gewässern getroffen worden sei. Der Iran will Beweise dafür haben, dass die Drohne über iranischem Hoheitsgebiet geflogen sei. Es geht um wenige Kilometer. Außerdem gibt der Iran an, dass die USA mehrfach vor Abschuss der Drohne gewarnt worden seien.
Russland besorgt
Russland zeigte sich besorgt über die wachsenden Spannungen zwischen den USA und Iran und rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Die deutsche Bundesregierung erklärte, Deutschland werde alles tun, um die Situation auf friedlichem Wege zu lösen. Man werde auf den Iran einwirken, damit sich die Lage nicht noch verschärfe, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel meinte am Freitag zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel, es handle sich um eine "sehr angespannte Situation", die auf diplomatische und politische Weise gelöst werden müsse. Am Rande des Gipfels hätten die außenpolitischen Berater die Lage besprochen.
Dagegen zeigte sich der US-Sonderbeauftragte für den Iran, Brian Hook, zufrieden mit der Politik des maximalen Drucks auf den Iran. Das Land bekomme die Wirkung zu spüren, sagte Hook, der sich zu Beratungen in Saudi-Arabien aufhielt. Das Königreich ist der engste US-Verbündete am Golf und Erzfeind des Irans.
Flüge gestrichen
Wegen dieses Vorfalls strich United Airlines die Flüge zwischen dem Großflughafen Newark bei New York und der indischen Finanzmetropole Mumbai, weil dafür der iranische Luftraum durchquert wird. Kurz darauf untersagte die US-Luftfahrtbehörde (FAA) amerikanischen Fluggesellschaften die Nutzung des vom Iran kontrollierten Luftraums über der Straße von Hormus und dem Golf von Oman. Weitere Fluggesellschaften aus den USA und Japan teilten mit, sie würden den Iran nicht mehr überfliegen. Die Lufthansa erklärte, seit Donnerstag werde die Straße von Hormus umflogen. Die AUA hält sich ebenfalls an diese Vorsichtsmaßnahmen, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft auf APA-Anfrage. Die niederländische KLM teilte mit, Flüge über Teile des Irans würden vermieden.
Wenige Tage vor dem Drohnenabschuss waren zwei Öltanker im Golf von Oman angegriffen worden. Die USA machen den Iran dafür verantwortlich. Die Regierung in Teheran weist dies zurück und erklärt, sie sei für die Sicherheit in der Straße von Hormus verantwortlich. Das US-Militär müsse den Persischen Golf verlassen. Die Straße von Hormus verbindet den Persischen Golf mit dem Golf von Oman und ist vor allem für Öltanker von herausragender Bedeutung. Das US-Militär verstärkt derzeit seine Präsenz im Nahen Osten unter anderem durch Flugzeugträger und B-52-Bomber. Im Konflikt mit dem Iran will Trump nach seiner einseitigen Aufkündigung des 2015 erzielten Atomabkommens eine wesentlich schärfere Vereinbarung durchsetzen.