Die italienische Regierunghat vor einem Jahr die Schließung der Häfen für Rettungsschiffe von NGOs beschlossen. Hilfsorganisationen warnen nun, dass es dadurch mehr Todesfälle im Mittelmeer gebe. Im vergangenen Jahr seien mindestens 1.151 Asylsuchende in der Region ertrunken, hieß es in einer Aussendung von "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) vom Mittwoch.

Es seien zudem in diesem Zeit mehr als 10.000 Menschen auf See abgefangen und "unter Zwang nach Libyengebracht" worden, "wo sie in Gefahr sind", verwies die Organisation auf die Kämpfe und instabilen Zustände in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland. "Ärzte ohne Grenzen" kritisierte in diesem Zusammenhang gemeinsam mit der Seenotrettungsorganisation "SOS Mediterranee" die "rücksichtslose europäische Abschottungspolitik".

Risiko zu sterben immer größer

Die Hilfsorganisationen betonten, dass durch das Fehlen ziviler Rettungsschiffe im zentralen Mittelmeer nicht etwa weniger Menschen die gefährliche Flucht über die See wagten, wie es Politiker häufig behaupteten. "Der einzige Unterschied: Das Risiko, bei der Flucht zu sterben, ist jetzt fast viermal höher als im vergangenen Jahr, so die Zahlen der Internationalen Organisation für Migration", heißt es in der Aussendung.

Mitte Juni 2018 hatten Italien und Malta dem von "Ärzte ohne Grenzen" und "SOS Mediterranee" gemeinsam betriebenen Rettungsschiff "Aquarius" mit 629 Geretteten die Landung verwehrt. Schließlich ließ Spanien die Migranten von Bord gehen und das Schiff durfte nach mehrtägigem politischem Streit und einer schwierigen Reise den Hafen von Valencia anlaufen. Die Mission der "Aquarius" wurde im Dezember 2018 offiziell beendet. Auch andere NGOs gaben im vergangenen Jahr aufgrund der Blockade der italienischen Häfen die Seenotrettung im zentralen Mittelmeer auf.