Wenn es um die Lipizzaner geht, hört sich normalerweise jede Freundschaft auf. Als Slowenien 2007 den Euro einführte und sich bei der „nationalen Seite“ der 20-Cent-Münze für zwei Lipizzaner entschied, ortete der deutschnationale FPÖ-Chefideolgie Andreas Mölzer eine „Provokation ersten Ranges.“ Noch heftiger wurde über die Führung des Zuchtbuchs zwischen Österreich und Slowenien gestritten. Am Höhepunkt des Streits wollte sich Slowenien die Ursprungsbezeichnung „Lipizzaner“ bei der Welthandelsorganisation schützen lassen. Elisabeth Gürtler, bis vor Kurzem Chefin der Hofreitschule, bezeichnete noch 2018 das Bemühen des slowenischen Ursprungsgestüts Lipica, sich als Weltkulturerbe registrieren zu lassen, als „perfide Geschichte.“
Ungewöhnliche Wege geht nun Außenministerin Karin Kneissl. Schon seit Längerem gibt es Bemühungen, dass die Zucht der weißen Pferde von der UNESCO als „immaterielles Weltkulturerbe“ anerkannt wird. Heute wagt Kneissl einen bemerkenswerten Schulterschluss mit dem früheren „Erzfeind“ Slowenien. In einer Pressekonferenz mit dem slowenischen Außenminister Miro Cerar soll die Verankerung in der UNESCO als Gemeinschaftsprojekt präsentiert werden. „Die Lipizzaner sind ein gemeinsames kulturelles Erbe, das Österreich und Slowenien miteinander verbindet“, so Kneissl. Bis März 2020 muss der Antrag detailliert begründet werden, in die Ausarbeitung sollen auch Bosnien-Herzegowina, Italien, Kroatien, Rumänien, die Slowakei und Ungarn, die ebenso Lipizzaner-Gestüte aufweisen, eingebunden werden.
1580 begann im Auftrag des Wiener Hofes die Züchtung der weißen Pferde im slowenischen Lipica. Während der Napoleonischen Krieges, wurden die Pferde aus Lipica vorübergehend nach Kroatien evakuiert. Seit 1915 sind sie in Piber stationiert.
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