Stevo Pendarovski, der Kandidat des Regierungsbündnisses um den Sozialdemokratischen Bund, hat laut vorläufigen Ergebnissen den ersten Durchgang der Präsidentenwahl in Nordmazedonien knapp gewonnen. Pendarovski und seine Herausforderin Gordana Siljanovska Davkova, die Kandidatin der oppositionellen VMRO-DPMNE, gehen jedoch mit fast gleicher Stimmenzahl in die Stichwahl am 5. Mai.

42,85 zu 42,24 Prozent

Nach Auszählung von 99,96 Prozent der Stimmen lag Pendarovski laut der staatlichen Wahlkommission mit 42,85 Prozent in Führung vor Siljanovska Davkova mit 42,24 Prozent. Der sozialdemokratische Präsidentschaftskandidat sicherte sich demnach am Sonntag lediglich einen Vorsprung von 4.606 Stimmen.

Der dritte Präsidentschaftskandidat, Blerim Reka, der von zwei kleinen albanischen Oppositionsparteien unterstützt wurde, kam mit 79.915 Stimmen auf 10,57 Prozent. Die Stimmen seiner Anhänger dürften in der Stichwahl für einen Wahlsieg entscheidend werden. Laut Umfragen könnten die Chancen von Pendarovski dabei besser stehen als jene von Siljanovska Davkova, einer klaren Gegnerin des neuen Staatsnamens "Republik Nordmazedonien".

Noch nie seit 1991 war das Interesse an der Präsidentenwahl so gering wie am Sonntag, an dem nur 41,82 Prozent der Stimmberechtigten, gut 755.800 Wähler, in den Wahllokalen erschienen. In der Stichwahl muss die Wahlbeteiligung dann bei mindestens 40 Prozent liegen, sonst müsste die Präsidentenwahl wiederholt werden. Eine politische Krise wäre in diesem Fall laut Beobachtern wohl vorprogrammiert.

Siljanovska Davkova rief bereits am Sonntag angesichts des Wahlergebnisses zur Abhaltung vorgezogener Parlamentswahlen auf. Die Resultate des ersten Durchganges schienen in der Tat auf eine tiefe Spaltung unter der slawisch-mazedonischen Bevölkerung im Hinblick auf den Staatsnamen hinzudeuten. Pendarovski gilt als Anhänger des neuen Landesnamens, Siljanovska Davkova - ebenso wie die Partei, die sie unterstützt -, als Gegnerin. D

"Republik Mazedonien"

er VMRO-DPMNE-Vorsitzende Hristijan Mickoski hatte im Wahlkampf erklärt, dass seine Partei, sollte sie die nächsten Parlamentswahlen gewinnen, die Bürger um Unterstützung für den "authentischen" Staatsnamen "Republik Mazedonien" bitten werde. "Von euch hängt es ab, ob sich unser Land vorwärtsbewegen wird", schrieb dagegen Pendarovski in der Nacht auf Montag auf Facebook in einem Appell für eine höhere Wahlbeteiligung am 5. Mai.

Durch eine Vereinbarung vom Juni 2018 hatten Skopje und Athen den langjährigen Namensstreit, der auch die EU- und NATO-Annäherung der einstigen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien jahrelang blockierte, gelöst, nachdem es unter zehnjähriger VMRO-DPMNE-Führung (2006-16) keine Fortschritte gegeben hatte. Seit Februar trägt das Land den Namen Nordmazedonien.

Brüssel soll im Juni über die Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit Skopje entscheiden. Eine politische Krise in dem Balkanland würde sie wohl verschieben.