Syrien hat nach der Anerkennung der israelischen Annexion der Golanhöhen durch US-Präsident Donald Trump eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates beantragt. Das verlautete am Dienstag aus Diplomatenkreisen in New York. Frankreich, das derzeit den Vorsitz über das wichtigste UNO-Gremium hat, muss nun ein Datum festlegen. Einer der 15 Mitgliedstaaten des Sicherheitsrates könnte aber eine Verfahrensabstimmung beantragen und damit eine Dringlichkeitssitzung verhindern.
Trump hatte am Montag in Gegenwart des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu die Souveränität Israels über die Golanhöhen anerkannt, die 1981 von Israel annektiert worden waren. Von der Staatengemeinschaft wurde die Annexion des im Zuge des Sechs-Tage-Kriegs 1967 eroberten Gebiets niemals anerkannt. Es war bisher internationaler Konsens, dass über den Status des Hochplateaus nur im Zuge einer umfassenden Friedenslösung entschieden werden könne.
Keine Änderung
Nach Trumps Entscheidung betonten die Vereinten Nationen, dass sich aus ihrer Sicht am Rechtsstatus der Golanhöhen nichts ändere. Die europäischen Länder im UNO-Sicherheitsrat - Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Polen - erklärten am Dienstag ebenfalls, dass sie die Golanhöhen weiter als syrisches Gebiet betrachten. Das ist auch die Haltung Österreichs.
Völkerrechtlich ist die Erklärung Trumps ohne Bedeutung, die Frage ist, was sich realpolitisch anschließt. Österreich hat sich schon vor längerem vom Einsatz der Blauhelme auf den Golanhöhen zurückgezogen, weil der leicht bewaffnete Einsatz zur Friedenssicherung in einer sich zunehmend aufrüstenden Region, in die bis an die Zähne bewaffnete Truppen der angrenzenden Region einsickern, nicht mehr zu verantworten war. Die UN sind jedoch dort noch präsent, und längerfristig stellt sich die Frage, was aus diesem Einsatz wird.
UN-Einsatz vorerst aufrecht
Die eigentliche Pufferzone, in der die Blauhelme im Einsatz sind, liegt ganz im Osten, an der syrischen Grenze. Brigadier Walter Feichtinger, erfahrender österreichischer Militärstratege, erklärte gegenüber der Kleinen Zeitung: "Es könnte durchaus im Interesse Israels sein, diese Zwischenlinie zu erhalten und das Hinterland ungehindert zu nutzen. Da müssten aber auch die UN und Syrien mitspielen - und viele andere wie Russland und Iran."
Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, rief am Dienstag zum "Widerstand" gegen die US-Entscheidung auf. Die USA hätten ihre "Verachtung für die arabische und islamische Welt" zum Ausdruck gebracht und dem Friedensprozess in der Region erheblich geschadet, sagte Nasrallah in einer im Fernsehen übertragenen Rede.