Die nordirische DUP erwägt einem Bericht der BBC zufolge nun doch, das Brexit-Abkommen der Regierung zu unterstützen. Vertreter der Partei, die die Minderheitsregierung von Premierministerin Theresa Maytoleriert, hätten mit Ministern gesprochen, um ein "vernünftiges Abkommen für das gesamte Vereinigte Königreich" zu finden, berichtet die BBC.

Am Dienstag hatte die DUP noch gegen den Brexit-Deal gestimmt. Der britische Finanzminister Philip Hammond forderte unterdessen am Donnerstag die Abgeordneten aller Parteien zu Kompromissen auf. Nur so könne eine Lösung im Brexit-Streit gefunden werden: "Keiner kriegt seinen perfekten Brexit", sagt Hammond der BBC.

Der Finanzminister hält es für möglich, dass die EU auf eine längere Verschiebung des Brexit drängen könnte. "Die EU signalisiert, dass sie nur dann bereit ist, eine kurze technische Verzögerung zu akzeptieren, wenn wir ein Abkommen haben", sagt er Sky News. "Wenn wir kein Abkommen haben, und wenn wir immer noch untereinander darüber diskutieren, wie es nun weitergeht, ist es ziemlich gut möglich, dass die EU auf eine signifikant längere Periode pochen könnte."

Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk macht sich für eine deutliche Verlängerung der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens stark. Er werde bei den anstehenden Gesprächen vor dem EU-Gipfel an die restlichen 27 Ländern appellieren, offen für eine lange Verzögerung zu seien, schrieb Tusk am Donnerstag auf Twitter. Das gelte für den Fall, dass Großbritannien seine Brexit-Strategie überdenken wolle und eine Konsens finde müsse. Tusk verstehe unter deutlicher Verlängerung mindestens ein Jahr, erklärte ein EU-Vertreter laut Reuters. Die EU-Spitzen treffen sich nächste Woche Donnerstag und Freitag zum EU-Gipfel in Brüssel.

Die EU-Kommission will allerdings noch nicht über eine mögliche Verlängerung des Brexits über den 29. März hinaus spekulieren. Ein Sprecher der Brüsseler Behörde erklärte, zunächst müsse Großbritannien einen Antrag stellen und dann hätten die 27 EU-Staaten zu entscheiden. Jedenfalls stehe EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in ständigem Kontakt mit den 27 Länderchefs der EU. Auf die Aussage von  Tusk angesprochen, wollte der Sprecher nicht eingehen. Auch werde die Kommission nicht bewerten, ob May nach den beiden Abstimmungsniederlagen völlig die Kontrolle im eigenen Land verloren habe. Jedenfalls habe Juncker den größten Respekt für May und ihre Arbeit, wurde betont.

Der Tory-Abgeordneter Greg Hands hält es sogar für möglich, dass das Unterhaus im dritten Anlauf den Brexit-Vertrag doch noch annimmt. Nötig sei dafür von Brüssel "nur ein bisschen Bewegung beim Backstop", sagte der Konservative am Donnerstag im Deutschlandfunk. "Wenn Brüssel noch ein bisschen abgeben könnte bei dem ganzen Ding, dann könnte das britische Unterhaus dafür stimmen." Bislang sei das Austrittsabkommen "viel zu vorteilhaft für Brüssel". Der Brexit-Deal war bereits Mitte Jänner im Unterhaus gescheitert, und auch am Dienstagabend lehnten die Abgeordneten die Vorlage trotz weiterer Zusagen der EU mit großer Mehrheit ab.

Mit dem sogenannten Backstop sollen Grenzkontrollen zwischen der britischen Provinz Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindert werden. Brexit-Hardliner in Großbritannien fürchten, damit langfristig an die EU gebunden zu bleiben. Hands sagte im Deutschlandfunk, es sei ironisch, dass jedes Land die Europäische Union verlassen dürfe, "aber nicht den Backstop". Das sei "undemokratisch".

Das britische Unterhaus stimmt heute über eine Verlängerung der Frist für den bisher am 29. März geplanten Brexit ab. Zudem will die Regierung im Parlament eine dritte Abstimmung über das von Regierungschefin Theresa May ausgehandelte Austrittsabkommen beantragen.