Mit Einsetzen des Frühlingswetters werde es eine "Eskalation des Migrationsproblems" geben, sagte der bosnische Sicherheitsminister Dragan Mektic in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.
Mektic warf der EU vor, das Problem zu ignorieren. Sein Land sei mit der Lage überfordert. "Das ist nicht allein Bosniens Problem", mahnte der Minister. Im vergangenen Jahr hätten insgesamt rund 22.000 Migrantenaus dem Nahen Osten, Nordafrika und Asien Bosnien auf dem Weg in die EU passiert, sagte er. Momentan bereiteten sich in Griechenland bereits 70.000 Migranten auf die Weiterreise über den Balkan in die EU vor. Diese Zahlen habe er von "offiziellen Institutionen, darunter auch europäische", sagte Mektic.
"Wir wollen Teil einer europäischen Lösung sein, aber die EU kann sich nicht auf eine Lösung einigen", kritisierte der Minister. "Es wird einfach zugelassen, dass diese illegale Migration weitergeht."
Lange Grenze mit der EU
Bosnien ist nicht Mitglied der EU, teilt aber eine lange Grenze mit dem EU-Land Kroatien. Die meisten der Migranten wollen von dort nach Westeuropa weiterziehen. Im vergangenen Jahr stellte die EU Bosnien rund neun Millionen Euro für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. In acht so genannten Empfangszentren in Bosnien sind nach Angaben des Ministers derzeit rund 3500 Migranten untergebracht.
Die Zahl der illegal eingereisten Migranten sei in den Wintermonaten Jänner und Februar auf insgesamt 2300 zurückgegangen, sagte Mektic. Mit dem Ende des Winters werde die Zahl aber steigen. Dies betreffe "nicht nur Bosnien, sondern die gesamte Route", sagte er.
Abseits der Balkanroute
Während der großen Migrationsbewegung der Jahre 2015 und 2016 lag Bosnien abseits der so genannten Balkanroute, über die viele Flüchtlinge aus dem Süden nach Deutschland und in andere EU-Länder wanderten. Seit 2018 registriert die Regierung in Sarajevo aber einen verstärkten Migrationstransit.
Das bosnische Sicherheitsministerium hatte am Donnerstag die "komplette Schließung" der 600 Kilometer langen Grenze zu Serbien und Montenegro angekündigt. Die Regierung erwäge zudem, ein Angebot Ungarns zur Entsendung von Polizisten anzunehmen, sagte Mektic. Ungarn will damit den bosnischen Grenzschutz verstärken. Die Regierung in Budapest verfolgt einen strikten Kurs gegen Migration.