Venezuelas selbst ernannter Übergangspräsident Juan Guaido hat trotz der Gefahr, festgenommen zu werden, eine baldige Rückkehr in sein Land angekündigt. "Ich bin diese Verpflichtung nicht eingegangen, um sie außerhalb Venezuelas zu erfüllen", sagte er in einem in der Nacht auf Mittwoch auf Twitter veröffentlichten Video. Währenddessen warnt Russland die USA vor einer militärischen Intervention.
"Wir sehen uns sehr bald in Caracas", ergänzte er. Guaido befindet sich seit vergangener Woche im benachbarten Kolumbien, wo er an einem Solidaritätskonzert für Venezuela sowie an einer internationalen Konferenz teilnahm. Der venezolanische Staatschef Nicolas Maduro hatte Guaido zuvor im Falle einer Rückkehr mit strafrechtlichen Maßnahmen gedroht. "Er kann nicht einfach kommen und gehen, die Justiz hatte ihm das Verlassen des Landes verboten", sagte Maduro in einem Interview des US-Senders ABC.
Guaido warnt vor Festnahme
Guaido warnte, seine Festnahme würde eine beispiellose Reaktion in Venezuela selbst und im Ausland nach sich ziehen. "Sollten sie den politischen und historischen Fehler begehen, mich zu inhaftieren, werden sie sich vor der Welt verantworten müssen. Dies wäre ein Staatsstreich und ein Attentat auf die Stabilität des Landes", sagte der 35-Jährige dem kolumbianischen Sender Caracol. Auf die Frage, ob das eine Intervention der USA auslösen würde, antwortete er: "Das ist eine Entscheidung der Vereinigten Staaten."
Russland warnte die USA vor einem militärischen Eingreifen im krisengeschüttelten Venezuela. Es gebe Versuche von US-Seite, einen künstlichen Vorwand für ein solches Einschreiten zu schaffen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Die Probleme des souveränen Staates könnten nur auf Grundlage der von den Vereinten Nationen festgelegten Prinzipien gelöst werden, sagte Lawrow. Kein anderes Land in Lateinamerika unterstütze zudem die Möglichkeit einer militärischen Einmischung.
"Zwangsernährung"
Der umstrittene Präsident und sein Herausforderer, der selbst ernannte Interimspräsident Guaido, tragen ihren Machtkampf unter anderem über die Hilfsgüter aus. Maduro sieht darin einen Vorwand für die USA, in Venezuela einzumarschieren und ihn zu stürzen, da die USA die Lieferung von Hilfsgütern nach Venezuela mit Hilfe einer Resolution im UNO-Sicherheitsrat durchsetzen wollen - womöglich noch in dieser Woche. Russlands UNO-Botschafter bezeichnete die Lieferung von Hilfsgütern in das südamerikanische Land als "Zwangsernährung", da Maduro diese nicht genehmigt habe. Das ölreiche, von den USA mit Sanktionen belegte Land steckt in einer schweren Versorgungskrise. Mehr als drei Millionen Menschen sind bisher geflüchtet.
Maduro bekräftigte, der Versuch der Opposition vom vergangenen Wochenende, von Kolumbien und Brasilien aus humanitäre Hilfe über die Grenze zu bringen, sei eine internationale Aggression gegen Venezuela gewesen. Die Aktion sei ein Vorwand gewesen, um Verbrecher ins Land zu schleusen und seine Regierung zu destabilisieren, schrieb er auf Twitter. Den Brand zweier Hilfstransporter habe die Opposition selbst mit Hilfe des kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque verursacht, sagte Maduro nach Medienberichten bei einer Veranstaltung in Caracas. Bei den Zusammenstößen an den Grenzen zu dem Krisenland waren mindestens vier Menschen getötet und rund 350 verletzt worden.
Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza schlug unterdessen erneut ein Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump vor. Maduro und Trump könnten ihre Differenzen direkt besprechen, meinte Arreaza am Mittwoch vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf. "Wir sind für einen Dialog mit den USA", sagte Arreaza.