Hunderttausende Venezolaner haben Schätzungen zufolge in Caracas für den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó demonstriert. Der Machtwechsel stehe unmittelbar bevor, sagte der 35-jährige Anführer der Opposition bei einer Rede vor seinen Anhängern.
"Wir schwören: Wir bleiben auf den Straßen, bis es Freiheit, eine Übergangsregierung und Neuwahlen gibt", sagte Guaidó unter dem Applaus der Menge. Zeitgleich fanden in mehreren Städten des Landes Kundgebungen für Guaidó und gegen den umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro statt. In Caracas versammelten sich auch Zehntausende Anhänger der sozialistischen Regierung.
Guaidó begrüßte die Unterstützung eines Luftwaffengenerals, der sich wenige Stunden zuvor von Maduro losgesagt und dem Kommando von Guaidó unterstellt hatte. "Alle Funktionäre (der Regierung Maduros), die die Verfassung anerkennen, sind willkommen", sagte Guaidó. Den Militärs sei eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau Venezuelas sicher. Überwiegend hält das Militär aber noch zu Maduro.
Humanitärer Notstand
Der Parlamentsvorsitzende kündigte die Bildung einer internationalen Koalition an, um den humanitären Notstand in Venezuela mit Lebensmitteln und Medikamenten zu lindern. Hilfslieferungen würden schon bald eintreffen. "Wir befinden uns auf dem richtigen Weg, brauchen aber noch einen kleinen Anschub", sagte Vize-Parlamentschef Stalin González vor der Menschenmenge. Der Parlamentarier rief zu Einheit und Versöhnung auf. Freie Wahlen könnten aber nicht unter der Regie der gegenwärtigen Behörden stattfinden und müssten die Teilnahme aller Exil-Venezolaner erlauben.
Maduros Gegendemonstration
Parallel zur Oppositionskundgebung veranstaltete die Regierung eine Gegendemonstration im Zentrum von Caracas. Anlass war nach offiziellen Angaben der 20. Jahrestag der Machtübernahme von Maduros Mentor und Vorgänger Hugo Chávez. Zehntausende Anhänger der sozialistischen Regierung kamen rund fünf Kilometer von der Oppositionsdemo entfernt zusammen.