Vor neuen Protesten der "Gelbwesten" in Frankreich haben Äußerungen von Präsident Emmanuel Macron Empörung bei der Opposition ausgelöst. Bei einem Empfang von Bäckern im Elyseepalast lobte Macron am Freitagabend laut Medienberichten den "Sinn für die Anstrengung".
"Die Schwierigkeiten, durch die unsere Gesellschaft geht, sind manchmal auch der Tatsache geschuldet, dass viel zu viele unserer Mitbürger denken, dass man etwas bekommen kann, ohne diese Anstrengung zu erbringen", fügte er den Berichten zufolge hinzu. Vor dem Hintergrund der andauernden "Gelbwesten"-Proteste sieht die Opposition in den Aussagen eine Provokation.
Steilvorlage für die Opposition
Macron deute damit an, dass die Menschen auf der Straße sich nicht genug anstrengten, sagte der Linken-Politiker Alexis Corbiere im Sender BFMTV. Der Rechts-Außen-Politiker Florian Philippot twitterte, Macron beleidige erneut sein Volk. Krankenschwestern, die sich abrackerten, oder Arbeitslose, die kaum über die Runden kämen - hätten diese Menschen keinen Sinn für Anstrengung?, fragte er rhetorisch.
Schon in der Vergangenheit hatte Macron mit umstrittenen Äußerungen für Wut gesorgt. Im September empfahl er etwa einem arbeitslosen Gärtner, die Branche zu wechseln. "Hotels, Cafés, Restaurants - ich gehe über die Straße, ich finde etwas (zum Arbeiten) für Sie", sagte Macron.
Die Proteste der "Gelbwesten", die seit Mitte November andauern und sich gegen die Reformpolitik Macrons und die als zu niedrig empfundene Kaufkraft richten, hatten den Staatschef in die bisher schwerste Krise seiner Amtszeit gestürzt. Am Samstag will die Bewegung erneut an verschiedenen Orten in Frankreich demonstrieren.