Der leitende Staatsanwalt Robert Holzleitner bestätigt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, dass der 70-jährige Oberst, der für die Russen 28 Jahre lang spioniert haben soll, in der Nacht festgenommen wurde und nun in Haft sitzt. Die Festnahme erfolgte in Oberösterreich am Freitag knapp vor Mitternacht. Begründet wird die Maßnahme mit der "Tatbegehungsgefahr und Fluchtgefahr." Am Montag, spätestens Dienstag werde über eine U-Haft entschieden, so Holzleitner im Telefonat mit der Kleinen Zeitung. Der vermutliche Spion könnte von der Salzburger Justiz nach dem Strafgesetz (§252; Verrat von Staatsgeheimnissen) angeklagt werden, bis zu zehn Jahre Haft drohen.
Welche Details der ehemalige Absolvent der Wiener Neustädter Militärakademie den Russen verraten hat, ist derzeit nicht bekannt. Die Unterlagen, die das Verteidigungsministerium der Staatsanwalt Freitag vormittags übergeben haben, umfassen zwölf Seiten sowie ein umfassendes Konvolut an zusätzlichen Unterlagen. In Militärkreisen ist lediglich zu erfahren, dass er keinen Zugang zu streng geheimen Unterlagen hatte. Von 1990 bis zu einer Pensionierung arbeitete er in der Zentrale des Verteidigungsministerium in der Rossauer Kaserne. Zunächst soll er in der relativ unbedeutenden Abteilung für die Vorschriftenerstellung tätig gewesen sein, in den letzten fünf Jahren vor seiner Pensionierung allerdings in der Abteilung für die Strukturplanung. Für seine Aktivitäten bekam er 300.000 Euro.
Mit den Russen soll der mutmaßliche Spion mittels Weltempfänger kommuniziert haben, er soll sich aber auch direkt getroffen haben. 1974 absolvierte er die Akademie, zunächst war er als Panzeroffizier tätig, dann bei der Luftraumüberwachung in Salzburg und schließlich im Ministerium. Er soll als UN-Soldat am Golan und in Zypern gewesen sein.