Eine Expertengruppe rief Ankara dringend dazu auf, mehr für den Schutz von Frauen und Mädchen zu tun, wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht hervorgeht.
Der Europarat mit Sitz in Straßburg hat zur Aufgabe, über die Menschenrechte in seinen 47 Mitgliedstaaten zu wachen - darunter ist auch die Türkei.
Viele weibliche Gewalt- und Vergewaltigungsopfer suchen sich laut dem Bericht in dem Land keine Hilfe - weil sie von ihrem Peiniger finanziell abhängig sind oder Stigmatisierung und Rache fürchten. In der Türkei werde Vergewaltigung oft als der Fehler der Frauen gesehen, die damit die Familie "entehrten", stellen die Experten fest. Unter diesem "völlig verzerrten Verständnis von Gewalt" liefen die Opfer Gefahr, weiterer Gewalt ausgesetzt zu werden. Richter ließen zudem teils willkürlich Milde gegenüber Gewalttätern walten.
Besorgt zeigten sich die Experten auch angesichts zahlreicher Kinderehen in der Türkei. Mehr als ein Viertel aller Frauen sei mit unter 18 Jahren verheiratet worden, in manchen ländlicheren Regionen sei es fast jede dritte Frau.
Die Autoren des Berichts riefen die Türkei auf, die Antwort der Behörden auf Gewalt gegen Frauen zu verbessern. Ehen unter 18 sollten im türkischen Recht als Straftatbestand anerkannt werden. Generell herrschten in der türkischen Gesellschaft bis in höchste politische Etagen restriktive Ansichten über die Rolle der Frau, monieren die Experten. Das schaffe einen Nährboden für Gewalt.