Albanien nimmt 20 der circa 140 Migranten auf, die sich noch an Bord des Küstenwache-Schiffes "Diciotti" in Catania befinden. Dies teilte das italienische Außenministerium am Samstagabend mit.

"Außenminister Enzo Moavero Milanesi dankt Albanien für den Beschluss zur Aufnahme von 20 Migranten, die sich an Bord der 'Diciotti' befinden. Das ist ein Zeichen großer Freundschaft und Solidarität, die Italien sehr schätzt", hieß es in einem Tweet des Ministeriums.

Der italienische Innenminister und Vizepremier Matteo Salvini hatte zuvor berichtet, er führe Gespräche mit einigen Ländern, um eine Lösung für die Migranten zu finden, die sich noch an Bord der "Diciotti" in Catania befinden. "Wir arbeiten mit einigen Ländern, die uns am nächsten sind", sagte Salvini nach Medienangaben vom Samstag. Genauere Angaben machte der Minister nicht.

Behörde ordnete Ausstieg von 16 Migranten an

Zuvor hatte die Gesundheitsbehörde im Hafen von Catania den sofortigen Ausstieg von 16 Migranten an Bord des Rettungsschiffs "Diciotti" angeordnet. Die 16 Migranten wurden in das Krankenhaus von Catania gebracht. Drei Männer leiden an Tuberkulose, weitere zwei an Lungenentzündung, berichteten italienische Medien.

Inzwischen wurde mitgeteilt, dass lediglich 12 der 16 Migranten, die die Genehmigung in Catania an Land zu gehen, erhalten hatten, das Schiff verlassen hatten. Fünf Frauen weigerten sich, auszusteigen, da ihre Angehörigen noch an Bord bleiben mussten. Sechs Frauen und sechs Männer verließen das Schiff und wurden ins Krankenhaus von Catania eingeliefert.

Inspektoren des italienischen Gesundheitsministeriums waren an Bord des Schiffes gegangen, um die hygienische Lage zu prüfen. Seit fünf Tagen warten die Migranten darauf, an Land gehen zu können. Der Einsatz der Inspektoren war vom Kapitän der "Diciotti" gefordert worden. Er hatte in Rom auf den Ausstieg der Migranten gedrängt, da die Lage an Bord "extrem kritisch" sei.

Klage gegen italienisches Innenministerium eingereicht

Die übrigen Migranten an Bord des Schiffes will Innenminister Matteo Salvini erst aussteigen lassen, sobald ihre Verteilung auf weitere EU-Staaten geklärt ist. "Ich arbeite mit guten Aussichten für eine positive Lösung", so Salvini laut Medienangaben.

Salvini führt unterdessen Gespräche mit einigen Ländern, um eine Lösung für die Migranten zu finden, die sich noch an Bord des Küstenwache-Schiffes "Diciotti" in Catania befinden. "Wir arbeiten mit einigen Ländern, die uns am nächsten sind", sagte Salvini nach Medienangaben vom Samstag. Genauer Angaben machte der Minister nicht.

Salvini erklärte, dass er am Dienstag in Mailand den ungarischen Premier Viktor Orban im Rahmen eines informellen Gesprächs treffen werde. "Mit Orban teilen wir das Engagement, die illegale Einwanderung in Europa auf Null zu drücken", sagte Salvini. Proeuropäische Organisationen und die Gewerkschaft CGIL planen am Dienstag eine Protestkundgebung gegen Orbans Besuch.

"Lasst sie an Land gehen"

Am Freitag hatten Vertreter von 14 EU-Mitgliedstaaten, darunter Österreich, in Brüssel vergeblich versucht, eine Einigung über die Verteilung von aus Seenot im Mittelmeer geretteten Migranten zu erzielen. Der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi berichtete am Samstag, dass die Verhandlungen mit den EU-Partnern weiterliefen.

Eine Gruppe von NGOs hat indes bei einem Verwaltungsgericht in Catania eine Klage gegen das italienische Innenministerium eingereicht. Den Migranten die Landung in Catania zu verweigern, ist laut den Hilfsorganisationen illegal. Menschenrechtsaktivisten veranstalteten am Samstagnachmittag eine Solidaritätsdemonstration mit den Migranten. "Lasst sie an Land gehen", war auf Transparenten zu lesen. Zur Demonstration riefen mehrere Hilfsorganisationen und katholische Verbände auf.

"Gefährlich und unmoralisch"

Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat die EU-Mitgliedsstaaten aufgerufen, so rasch wie möglich eine Lösung für die Migranten zu finden. UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi meinte, dass ein Konkurrenzkampf unter den EU-Mitgliedsstaaten ausgebrochen sei, wer die geringste Verantwortung für die im Meer geretteten Migranten übernehme. "Es ist gefährlich und unmoralisch, das Leben der Flüchtlinge aufs Spiel zu setzen, während die Staaten mit einem politischen Machtkampf für langfristige Lösungen in der Migrationsproblematik beschäftigt sind", schrieb Grandi in einer Presseaussendung.

Auch die katholische Kirche drängt auf eine umgehende Lösung für die Migranten. "An Bord dieses Schiffes befinden sich leidende Menschen. Wären sie Tiere, würde man sie besser behandeln. Wer einen Hund aussetzt, wird rechtlich verfolgt, während hier Menschen im Meer sich selbst überlassen werden", so Kardinal Francesco Montenegro, Erzbischof der sizilianischen Stadt Agrigent und Präsident der italienischen Caritas im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" (Samstagsausgabe).

Mit Stopp der Zahlungen an Brüssel gedroht

Italien hatte am Freitag den EU-Partnern mit einem Stopp der Zahlungen an Brüssel gedroht, sollte es keine Einigung auf eine Übernahme der Migranten durch die EU-Partner geben. Die EU-Kommission verwehrte sich gegen Erpressungsversuche. Italien verlangt von anderen EU-Staaten, dass diese ebenfalls Flüchtlinge aufnehmen. Die EU-Partner lehnten diese Forderung mit der Begründung ab, dass die Zahl der in diesem Jahr in Italien eingetroffenen Migranten stark gesunken sei.

Das Schiff der italienischen Küstenwache hatte am 16. August insgesamt 190 Migranten aufgenommen und erst am Montag die Erlaubnis bekommen, in den Hafen von Catania einzulaufen. 13 der Geretteten wurden bereits kurz nach der Rettung nach Lampedusa gebracht, 27 Minderjährige konnten am Mittwochabend von Bord.