Außenministerin Karin Kneissl gab Samstagfrüh im Ö1-Morgenjournal erstmals eine Stellungnahme zu ihrer Hochzeit vor einer Woche in Gamlitz ab. Die Feier in der Südsteiermark sorgte wegen des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin auch international für Aufregung.
Am Mittwoch hatte Putin die Teilnahme verteidigt, es sei "eine streng private Reise" gewesen. Gleichzeitig räumte er ein, dass bei den Feierlichkeiten, an der auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) teilnahm, auch über Politik gesprochen wurde. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte für die Hochzeit eine Einladung erhalten. Das bestätigten sowohl dessen Sprecher Reinhard Pickl-Herk als auch das Außenministerium am Donnerstag der APA. Gründe, warum der Bundespräsident schlussendlich nicht an der Feier teilnahm, wurden nicht genannt.
"Hatte nicht damit gerechnet"
Im Ö1-Morgenjournal führte Kneissel aus, dass sie nicht mit dem Kommen des russischen Präsidenten und dieser Aufregung gerechnet hatte: "Ich hatte die Hochzeit als privates Ereignis geplant, hatte Kollegen der Regierung und den Bundespräsidenten eingeladen. Am 19. Juli erfuhr ich von der Teilnahme des russischen Staatspräsidenten, habe die Feier aber weiter als privates Ereignis konzipiert." Die Einladung des Präsidenten erfolgte spontan.
"Persönlicher Kontakt hilft"
Eine Freundschaft sei es nicht, antwortet Kneissl auf die Ö1-Frage: "Letztendlich hilft ein persönlicher Kontakt, in verfahrenen Situationen eine Vertrauensbasis herzustellen. Die Berichterstattung war nicht nur negativ, hat schöne Landschaftsbilder gezeigt, das hat auch einen Effekt auf die Fremdenwirtschaft."
Andere EU-Außenminister haben die Hochzeit nicht negativ kommentiert, sie kenne nur die Meinung von Kommentatoren und Analysten. Der Knicks nach dem Walzer mit Putin "wurde in den Kommentaren als Unterwerfungsakt gedeutet, wer mich kennt, weiß aber, dass ich mich nicht unterwerfe!"
Derzeit besucht die Außenministerin das Europäische Forum Alpbach und wird kommende Woche die EU-Außenminister in Wien empfangen. In internationalen Tageszeitungen war Putins Anwesenheit bei der Hochzeit auch am Donnerstag noch ein Thema. Die bulgarische Zeitung "Sega" schrieb: "Das Fehlen einer starken gemeinsamen Außenpolitik (...) macht die EU auf der internationalen Bühne so unwirksam und sogar schwach. (...) Ein kurzer Tanz der von der pro-faschistischen Freiheitlichen Partei nominierten Karin Kneissl mit dem Mann, der zur Migrationskrise in Europa durch seine brutale Einmischung im Syrienkrieg beiträgt, der Hunderttausende Flüchtlinge hervorbringt, zerstörte auf einen Hieb Europas gesamte Integrität."
Umfrage: So wird der Umgang mit Putin gesehen
Laut der vom Meinungsforschungsinstitut Unique research im Auftrag von „Profil“ durchgeführten Umfrage halten 46 Prozent das Verhältnis der Regierung zu Russlands Staatschef Putin für „gerade richtig“. 33 Prozent der Österreicher fordern hingegen die österreichische Bundesregierung solle stärker auf Distanz zu Russlands Präsident Wladimir Putin gehen. Elf Prozent würden sich „ein besseres Verhältnis“ zu Putin wünschen.